Zusammenfassung über den FU-Fail mit iTunes U

Update: Es gab jetzt sogar die Antwort.

Besprechungspunkt „iTunes U“. Die kritischen Anfragen im Akademischen Senat z.B. hinsichtlich der Vertragsbedingungen und rechtlichen Aspekte kann der Kanzler „nicht souverän“ (MdA Delius) antworten. Schon vorher verstrickte sich die Unileitung in Widersprüchen zur Exklusivität der Inhalte, nun werden die Fragen nicht wie gefordert direkt beantwortet, sondern schriftlich nachgereicht. Was das heißt, ist den studentischen Mitgliedern des ehrwürdigen Gremiums bekannt: Seit einem Jahr stehen noch schriftliche Beantwortungen von Anfragen aus. Naja, dafür können die dann umso leichter von der Presse verarbeitet werden. Eine weitere lustig Aussage: »iTunes war gestern« (Raúl Rojas).
Es bleiben noch viele offene Fragen: Wie sieht es eigentlich mit der Langzeitarchivierung aus? Irgendwelche Garantien? Urheberrechte und AGBs? Datenmigration unmöglich?

Wie es nach den Anfragen zum Thema Apple-Vertrag während der letzten Sitzung des Akademischen Senats weitergeht, kann hier noch nicht gesagt sein. Doch hier ein Versuch des Rückblicks auf Medienberichte zur Affäre „Digitale Vorlesungen nur über iTunes“.

Über das Für und Wider und die Hintergründe sollen die folgenden Verlinkungen zu Wort kommen. Dass es so viele werden, hätten manche anfangs bestimmt nicht erwartet. War es doch eher verwunderlich, was dem Präsidium wieder für neue Scheiße eingefallen ist. Also den Windmühlenkampf verlassen und woanders wichtigere Prioritäten setzen.
Doch manche haben reingehauen, dieses Schreiben publik gemacht und langsam diese Welle verursacht (bestimmt gab es noch mehr):

  • 06.03.2013 Netzpolitik »Kein Open Education aber iTunes U: E-Learning-Strategien deutscher Universitäten
  • 13.3.2013 Golem »Lehrinhalte nur über iTunes«
  • 13.03.2013 taz/digitaz »Nicht ohne meinen Apfel«
  • 13.03.2013 Tagesspiegel »Fesselt sich die FU an Apple?«
  • 13.03.2013 Mail von Boris Kraut »Grundfragen Multimedialen Lehrens und Lernens (GML) vs. iTunes U«
  • 14.03.2013 TagesWEBschau »Vorlesungen der FU Berlin bei iTunes U«
  • 14.03.2013 Anatol Stefanowitsch »<strike>Freie</strike> iTunes Universität Berlin?«
  • 14.03.2013 FU Berlin »Erklärung zum geplanten Einsatz von iTunes U an der Freien Universität Berlin – Missverständliche Darstellungen in Medien«
  • 15.03.2013 Anatol Stefanowitsch »iTunes U und die Freie Universität: Keine Entwarnung«
  • 15.03.2013 taz »Hochschule kooperiert mit Apple: Exklusives Datengeschenk«
  • 15.03.2013 AStA FU »„F“U-Kanzler Lange in Erklärungsnot: „Freie“ Universität täuscht offenbar bei der exklusiven Kooperation mit Apple Medien und Öffentlichkeit«
  • 18.03.2013 Deutschlandfunk »Studierende fühlen sich veräppelt«
  • 18.03.2013 Netzpolitik »Digitale Lehrinhalte nur bei iTunes U? FU Berlin rudert zurück [Update]«
  • 25.03.2013 cspannagel »Gastbeitrag: Alternative zu iTunes U und Co.«

Gerade hängt es also etwas in der Luft, wie es weitergeht. Der Alleingang der Unileitung war ein Kurzschluss im Anblick des Reichtums, Ruhms und der werbungsgefolgten Hippness des Apple-Konzerns. Die ersten fachbereichtsinternen studentischen Meinungskundgebungen wurden durch Jochen Schiller mit diesen Argumenten beantwortet:

1. Wird es immer Systeme geben, die auf der einen und nicht auf der
anderen Plattform verfügbar sind
2. iTunes läuft unter Linux, gibt es genügend Hinweise, wie das geht
3. Flash läuft nicht auf meinem Tablet, ja so ist das eben – es gibt
genügend workarounds – darf die Uni nun keine Flash-Inhalte anbieten?
Campus Management läuft nicht sauber auf meinem Handy bzw. Tablet,
Blackboard ebenso wenig…
4. iTunesU ist EINE weitere MÖGLICHE Verbreitungsvariante für Inhalte –
nicht DIE offizielle, EINZIGE Plattform (hier wird weiterhin zB blackboard
eingesetzt, welche das unsichere Java verwendet, welches propritär von
einer Firma Oracle mehr schlecht als recht weiterentwickelt/gefixt wird)
5. Weitere Plattformen werden zu gegebener Zeit sicher auch diskutiert –
allerdings gibt es derzeit keine _wirklichen_ Alternativen (einfach einmal
schauen, was andere Unis so machen).

Doch die vielfältigen Berichte geben der Kritik Recht; bringen den Fokus auch auf die Thematik Open Access. Vermehrt schloss sich die FU dem Open-Acess-Standpunkt an (Berliner Erklärung zum Open-Access), kapiert hat es die Leitung anscheinend immer noch nicht. Aber die Erwartungshaltung, dass alle Leute halt Windows/MacOS kaufen müssen, wenn sie ihr Studium ernst nehmen wollen, passt schön zur Exzellenzuni.

Was bleibt zu wünschen? Wie wäre es mit der Verwendung der Lösung Opencast Matterhorn (Open Source), die sowohl den Produktionsprozess einbeschließt als auch eine Auslieferung an YouTube und iTunes U ermöglicht. Wenn die CeDiS selbst Open Access Journals hostet, warum dann nicht auch Videos? Besser als Millionen für SAP-brokenware zu verschwenden oder mit Apple ein US-Unternehmen zu beauftragen. Die Patentfrage für z.B. H.264 steht ab 2016 auch wieder im Raum. Viele Unis benutzen auch eigene mehr oder weniger schicke Platformen, teilweise mit HTML5-Playern, oder schlossen sich edX, Open Courseware oder Coursera an.