Wie mensch im Knast gesund bleiben kann

Aus Gefangenenratgeber

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13. Wie man im Knast gesund bleiben kann

Das klingt vielleicht etwas wirklichkeitsfremd. Denn gesund zu bleiben, fit zu sein und sich wehren zu können ist schon unter „normalen" Umständen sehr schwierig, ganz besonders aber während der Haft. Dabei ist gar nicht die schlechte medizinische Versorgung, die Unkennt­nis der Ärzte oder der fehlende Wille der Beamten allein schuld - das wäre ja durch Reformen noch zu ändern. Auch im reformierten Strafvollzug soll der Gefangene mit Zuckerbrot und Peitsche, mit Verhaltenstraining und guten Worten zerbrochen werden: Wer sich nicht fügt, wird klein gemacht. Auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen und niemand gerne von seinen Niederlagen erzählt: Isolationshaft, Beruhigungszellen, Greif- und Schlägerkomman­dos, die geduldete, manchmal • auch geförderte Brutalität gegenüber schwächeren Mitgefangenen, Dauerbeleuchtung, Trennscheiben, Rede-, Schreib- und Besuchskontrollen sind die Peitschenhiebe, die die Gewäh­rung selbstverständlicher Rechte wie Sport, Gottesdienst, gemeinschaft­lichen Umschluss, Radio, Post und Fernsehen als besondere Hilfe erscheinen lassen sollen. Das alles dient in seiner Vielfalt und Willkür dazu, das Rückgrat des Gefangenen zu brechen, ihm seine Persönlichkeit zu nehmen. Der Lebensraum wird auf wenige Quadratmeter eingeengt, Licht und Luft reichen nicht zum Atmen. Bewegung wird auf den Innenhofrundgang beschränkt, Sport bleibt nur als Belohnung erlaubt und dann meist als Konkurrenzkampf der Gefangenen gegeneinander. Gespräche, Gefühle und Gemeinsamkeiten werden als Belohnung organisiert und festgefügten Formen und Hierarchien unterworfen, Und doch hat jeder Gefangene für sich schon Oberlebensstrategien entwickelt, die ihm helfen, seine Individualität, seine Persönlichkeit zu bewahren. Die Erfahrung einzelner wollen wir in den folgenden Abschnitten benutzen, um Ratschläge zum Überleben geben zu können. Dabei ist es wichtig, zu erkennen, welche Teile meiner Persönlichkeit der Strafvollzug ändern bzw. zerstören will, um dagegen Widerstand leisten zu können. Aus den Anregungen zur körperlichen Kräftigung, zu Entspannungs- und Konzentrationsübungen, zur Ernährung und zur Selbstbehandlung kann sich jeder das aussuchen, was ihm im Moment wichtigste Waffe im überie-benskampf zu sein scheint und was er meint, am ehesten lernen zu können. Und vor allem sollte er sich sagen, daß jeder kleine Schritt schon wichtig genug ist und nicht ernst genug genommen werden kann. Seht euch das Verhalten und Vorgehen der Vollzugsbeamten an, denen ist kein Schritt zu klein, um den Gefangenen kaputt zu machen. Wer meint, daß die folgenden Ratschläge zu wenig mit der tatsächlichen Knastsituation zu tun haben, sollte das aufschreiben und für seine spezielle Situation ändern.


13. Wie man im Knast gesund bleiben kann

Das klingt vielleicht etwas wirklichkeitsfremd. Denn gesund zu bleiben, fit zu sein und sich wehren zu können ist schon unter „normalen" Umständen sehr schwierig, ganz besonders aber während der Haft. Dabei ist gar nicht die schlechte medizinische Versorgung, die Unkennt­nis der Ärzte oder der fehlende Wille der Beamten allein schuld - das wäre ja durch Reformen noch zu ändern. Auch im reformierten Strafvollzug soll der Gefangene mit Zuckerbrot und Peitsche, mit Verhaltenstraining und guten Worten zerbrochen werden: Wer sich nicht fügt, wird klein gemacht. Auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen und niemand gerne von seinen Niederlagen erzählt: Isolationshaft, Beruhigungszellen, Greif- und Schlägerkomman­dos, die geduldete, manchmal • auch geförderte Brutalität gegenüber schwächeren Mitgefangenen, Dauerbeleuchtung, Trennscheiben, Rede-, Schreib- und Besuchskontrollen sind die Peitschenhiebe, die die Gewäh­rung selbstverständlicher Rechte wie Sport, Gottesdienst, gemeinschaft­lichen Umschluss, Radio, Post und Fernsehen als besondere Hilfe erscheinen lassen sollen. Das alles dient in seiner Vielfalt und Willkür dazu, das Rückgrat des Gefangenen zu brechen, ihm seine Persönlichkeit zu nehmen. Der Lebensraum wird auf wenige Quadratmeter eingeengt, Licht und Luft reichen nicht zum Atmen. Bewegung wird auf den Innenhofrundgang beschränkt, Sport bleibt nur als Belohnung erlaubt und dann meist als Konkurrenzkampf der Gefangenen gegeneinander. Gespräche, Gefühle und Gemeinsamkeiten werden als Belohnung organisiert und festgefügten Formen und Hierarchien unterworfen, Und doch hat jeder Gefangene für sich schon Oberlebensstrategien entwickelt, die ihm helfen, seine Individualität, seine Persönlichkeit zu bewahren. Die Erfahrung einzelner wollen wir in den folgenden Abschnitten benutzen, um Ratschläge zum Überleben geben zu können. Dabei ist es wichtig, zu erkennen, welche Teile meiner Persönlichkeit der Strafvollzug ändern bzw. zerstören will, um dagegen Widerstand leisten zu können. Aus den Anregungen zur körperlichen Kräftigung, zu Entspannungs- und Konzentrationsübungen, zur Ernährung und zur Selbstbehandlung kann sich jeder das aussuchen, was ihm im Moment wichtigste Waffe im überie-benskampf zu sein scheint und was er meint, am ehesten lernen zu können. Und vor allem sollte er sich sagen, daß jeder kleine Schritt schon wichtig genug ist und nicht ernst genug genommen werden kann. Seht euch das Verhalten und Vorgehen der Vollzugsbeamten an, denen ist kein Schritt zu klein, um den Gefangenen kaputt zu machen. Wer meint, daß die folgenden Ratschläge zu wenig mit der tatsächlichen Knastsituation zu tun haben, sollte das aufschreiben und für seine spezielle Situation ändern.

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