Selbstsicherheit bei Festnahme und Vernehmung

Aus Gefangenenratgeber

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1.3. Selbstsicherheit bei Festnahme und Vernehmung

Die Polizisten versuchen, dich unsicher zu machen. Sie bemerken an dir (oder nehmen es einfach aus Erfahrung an) eine innere Unsicherheit, eine Art schlechtes Gewissen, ein Gefühl der Minderwertigkeit. Dieses Gefühl wird von ihnen provoziert, indem sie dich wie den letzten Dreck behandeln: du wirst in eine verdreckte, stinkende Zelle geworfen, du musst aus einer Plastikschüssel essen . .. man geht so achtlos wie nur möglich mit dir um oder man schlägt .dich sogar. Man nimmt deine Fingerabdrücke ab und macht ein Verbrecherfoto von dir. Sie versuchen dich in eine niedergedrückte, eingeschüchterte Stimmung zu bringen, indem sie dich wie einen lästigen, schmutzigen Gegenstand behandeln: Na komm schon her du Bürschchen! Stell dich da hin! Gib deine Pfoten her. . ..' Pack dich mal dahin . . ..'" Umgekehrt zwingen sie dich, deine Ohnmacht und Minderwertigkeit scheinbar zu bestätigen, indem du mit allen deinen physischen Bedürfnissen, Essen, Trinken, Schlafen, aufs Klo gehen, auf sie angewiesen bist. Sie können sich taub stellen, wenn du aufs Klo musst, wenn du schlafen willst, wenn du Hunger hast, wenn du eine Zigarette rauchen willst. Weil du weißt, wie ohnmächtig du ihnen gegenüber bist, wirst du versuchen, wenigstens für deine physischen Bedürfnisse zu sorgen. Aber auch das nehmen sie als Gelegenheit, dich zu „drücken", einzuschüchtern. Sie entwickeln eine ganze Skala von Quälereien. Sie machen sich lustig über dich, zeigen ihre Verachtung für dich und deinesgleichen. Diese Schmähung der Gefangenen durch ihre Bewacher ist ein. uraltes Ritual.

Der Zustand in dem sie dich haben wollen

Diese Schmähung dient vor allem dazu, den äußerlich Überwältigten auch noch die innere Widerstandskraft zu nehmen. Der innere Widerstand, die persönliche Würde und die Selbstachtung eines Menschen sollen nichts mehr finden, worin sie sich ausdrücken können. Man verfährt mit allen Verhafteten auf genau dieselbe Weise, mit einer sozialen Verachtung gegenüber der Unterklasse, aus der sie meistens kommen. Oder auch mit einem politischen Hass gegen denjenigen, der das System bekämpft, das auf solche Beamtenexistenzen angewiesen ist. Du bist als Mensch nichts mehr, du bist nur noch ein verachteter Typus, ein Schädling, ein überflüssiges, niederes Wesen. Diese Überflüssigkeit wird dir ständig vor Augen geführt. Und das allein kann dich schon dazu bringen, dass du aufgibst, weil du diesen Zustand nicht erträgst. Du wirst bemerken, dass die innere Unruhe, die du schon die ganze Zeit gefühlt hast, sich immer mehr steigert, so sehr du auch dagegen ankämpfst. Etwas wie ein Fieber hat dich gepackt, du fühlst dich, als hättest du viel zu viel Kaffee getrunken. Du zitterst, du sprichst nicht mehr deutlich, sondern leise, gequält, mit zugeschnürter Kehle. Du bist, ohne dass du es willst, bereits in dem Zustand, in dem sie dich haben wollen.

Versuche dich zu beruhigen

In diesem Zustand spricht alles, was du sagst, von vornherein gegen dich - denn sie bemerken daran hauptsächlich deine Unsicherheit und deine Angst. Sie werden dir also erst recht zusetzen. Was dich in diesem Moment nur vor ihnen retten kann, ist: Schweigen! Vollkommen stumm werden! Versuche dich zu beruhigen, indem du dir sagst: Es kann mir nichts passieren, solange ich nichts sage, wovon sie ein Protokoll schreiben können. Solange ich nichts sage, existiert der Vorgang nicht in den Akten. Er kann also gar keine Auswirkungen haben. Versuche einen festen Punkt in deinen Gedanken zu finden, von dem du weißt, dass er dich beruhigen und dein Selbstvertrauen stärken wird. Fixiere dich auf diesen Punkt. Versuche dir vorzustellen, was in deinen Peinigern vorgeht - worauf sie aus sind: auf Beförderung, Gehaltserhöhung? Du wirst es vielleicht an ihren Gesprächen merken. Es sind die gleichen Gespräche wie in allen Büros, die sich um Wohnung, Möbel, Auto und Urlaub drehen. Versuche dir das Privatleben aller dieser Leute vorzustellen, wie langweilig und ohnmächtig ihr Leben ist.

eine Phantasie als „Notwehr"

Sie versuchen, dich kleinzukriegen. Dem kannst du aber deine ganze Phantasie entgegensetzen. Du kannst dir vorstellen, wie klein sie sind.Beispiel vorstellen, wie dein Vernehmer von seinem Chef heruntergemacht wird, weil er keine Aussagen vorweisen kann. Sieh ihn dir an und stelle dir vor, wie er dann schwitzen wird. Stell dir vor, was alles passieren könnte, womit sich deine Peiniger selbst lächerlich machen können. Benutze deine Phantasie!

Konzentriere dich

Versuche regelmäßig, ruhig und tief zu atmen. Mache unauffällig einige Atemübungen (näheres dazu findest du in dem entsprechenden Abschnitt im medizinischen Teil des Buchs). Wenn ein Fenster da ist, sieh hinaus, fixiere deinen Blick auf etwas, was du da siehst - einen Baum, eine Wolke - und beschäftige dich intensiv in Gedanken mit dem Baum, der Wolke, so als ob du sie zeichnen würdest oder in einem Aufsatz beschreiben wolltest. Wenn du nichts siehst, weil kein Fenster da ist oder es Nacht ist, fixiere dein Gehör auf bestimmte Geräusche, z.B. das quäkende Funkgerät, oder hereindringenden Straßenlärm und versuche, dieses Konzentrieren so weit zu steigern, dasss du „überhörst", was sie sagen,dassss es für dich völlig unwichtig wird. Ein längeres Verhör übersteht man nur mit einem starken Gewissen, das einem sagt, dass man niemals eine Aussage machen darf, die andere belasten könnte. Und du weißt nie, wann das der Fall ist. Du kannst es in deiner Situation auch gar nicht wissen. Stell dir die Menschen vor, die du liebst und die du mit deiner Aussage vielleicht belasten würdest. Ein solcher Verrat würde bedeuten, dass du dann wirklich allein bist, während du jetzt nur im Moment allein bist. Versuche das Bild dieser Menschen, die dir etwas bedeuten, festzuhalten. So gut es geht.

1.3. Selbstsicherheit bei Festnahme und Vernehmung

Die Polizisten versuchen, dich unsicher zu machen. Sie bemerken an dir (oder nehmen es einfach aus Erfahrung an) eine innere Unsicherheit, eine Art schlechtes Gewissen, ein Gefühl der Minderwertigkeit. Dieses Gefühl wird von ihnen provoziert, indem sie dich wie den letzten Dreck behandeln: du wirst in eine verdreckte, stinkende Zelle geworfen, du musst aus einer Plastikschüssel essen . .. man geht so achtlos wie nur möglich mit dir um oder man schlägt .dich sogar. Man nimmt deine Fingerabdrücke ab und macht ein Verbrecherfoto von dir. Sie versuchen dich in eine niedergedrückte, eingeschüchterte Stimmung zu bringen, indem sie dich wie einen lästigen, schmutzigen Gegenstand behandeln: Na komm schon her du Bürschchen! Stell dich da hin! Gib deine Pfoten her. . ..' Pack dich mal dahin . . ..'" Umgekehrt zwingen sie dich, deine Ohnmacht und Minderwertigkeit scheinbar zu bestätigen, indem du mit allen deinen physischen Bedürfnissen, Essen, Trinken, Schlafen, aufs Klo gehen, auf sie angewiesen bist. Sie können sich taub stellen, wenn du aufs Klo musst, wenn du schlafen willst, wenn du Hunger hast, wenn du eine Zigarette rauchen willst. Weil du weißt, wie ohnmächtig du ihnen gegenüber bist, wirst du versuchen, wenigstens für deine physischen Bedürfnisse zu sorgen. Aber auch das nehmen sie als Gelegenheit, dich zu „drücken", einzuschüchtern. Sie entwickeln eine ganze Skala von Quälereien. Sie machen sich lustig über dich, zeigen ihre Verachtung für dich und deinesgleichen. Diese Schmähung der Gefangenen durch ihre Bewacher ist ein. uraltes Ritual.

Der Zustand in dem sie dich haben wollen

Diese Schmähung dient vor allem dazu, den äußerlich Überwältigten auch noch die innere Widerstandskraft zu nehmen. Der innere Widerstand, die persönliche Würde und die Selbstachtung eines Menschen sollen nichts mehr finden, worin sie sich ausdrücken können. Man verfährt mit allen Verhafteten auf genau dieselbe Weise, mit einer sozialen Verachtung gegenüber der Unterklasse, aus der sie meistens kommen. Oder auch mit einem politischen Hass gegen denjenigen, der das System bekämpft, das auf solche Beamtenexistenzen angewiesen ist. Du bist als Mensch nichts mehr, du bist nur noch ein verachteter Typus, ein Schädling, ein überflüssiges, niederes Wesen. Diese Überflüssigkeit wird dir ständig vor Augen geführt. Und das allein kann dich schon dazu bringen, dass du aufgibst, weil du diesen Zustand nicht erträgst. Du wirst bemerken, dass die innere Unruhe, die du schon die ganze Zeit gefühlt hast, sich immer mehr steigert, so sehr du auch dagegen ankämpfst. Etwas wie ein Fieber hat dich gepackt, du fühlst dich, als hättest du viel zu viel Kaffee getrunken. Du zitterst, du sprichst nicht mehr deutlich, sondern leise, gequält, mit zugeschnürter Kehle. Du bist, ohne dass du es willst, bereits in dem Zustand, in dem sie dich haben wollen.

Versuche dich zu beruhigen

In diesem Zustand spricht alles, was du sagst, von vornherein gegen dich - denn sie bemerken daran hauptsächlich deine Unsicherheit und deine Angst. Sie werden dir also erst recht zusetzen. Was dich in diesem Moment nur vor ihnen retten kann, ist: Schweigen! Vollkommen stumm werden! Versuche dich zu beruhigen, indem du dir sagst: Es kann mir nichts passieren, solange ich nichts sage, wovon sie ein Protokoll schreiben können. Solange ich nichts sage, existiert der Vorgang nicht in den Akten. Er kann also gar keine Auswirkungen haben. Versuche einen festen Punkt in deinen Gedanken zu finden, von dem du weißt, dass er dich beruhigen und dein Selbstvertrauen stärken wird. Fixiere dich auf diesen Punkt. Versuche dir vorzustellen, was in deinen Peinigern vorgeht - worauf sie aus sind: auf Beförderung, Gehaltserhöhung? Du wirst es vielleicht an ihren Gesprächen merken. Es sind die gleichen Gespräche wie in allen Büros, die sich um Wohnung, Möbel, Auto und Urlaub drehen. Versuche dir das Privatleben aller dieser Leute vorzustellen, wie langweilig und ohnmächtig ihr Leben ist.

eine Phantasie als „Notwehr"

Sie versuchen, dich kleinzukriegen. Dem kannst du aber deine ganze Phantasie entgegensetzen. Du kannst dir vorstellen, wie klein sie sind.Beispiel vorstellen, wie dein Vernehmer von seinem Chef heruntergemacht wird, weil er keine Aussagen vorweisen kann. Sieh ihn dir an und stelle dir vor, wie er dann schwitzen wird. Stell dir vor, was alles passieren könnte, womit sich deine Peiniger selbst lächerlich machen können. Benutze deine Phantasie!

Konzentriere dich

Versuche regelmäßig, ruhig und tief zu atmen. Mache unauffällig einige Atemübungen (näheres dazu findest du in dem entsprechenden Abschnitt im medizinischen Teil des Buchs). Wenn ein Fenster da ist, sieh hinaus, fixiere deinen Blick auf etwas, was du da siehst - einen Baum, eine Wolke - und beschäftige dich intensiv in Gedanken mit dem Baum, der Wolke, so als ob du sie zeichnen würdest oder in einem Aufsatz beschreiben wolltest. Wenn du nichts siehst, weil kein Fenster da ist oder es Nacht ist, fixiere dein Gehör auf bestimmte Geräusche, z.B. das quäkende Funkgerät, oder hereindringenden Straßenlärm und versuche, dieses Konzentrieren so weit zu steigern, dasss du „überhörst", was sie sagen,dassss es für dich völlig unwichtig wird. Ein längeres Verhör übersteht man nur mit einem starken Gewissen, das einem sagt, dass man niemals eine Aussage machen darf, die andere belasten könnte. Und du weißt nie, wann das der Fall ist. Du kannst es in deiner Situation auch gar nicht wissen. Stell dir die Menschen vor, die du liebst und die du mit deiner Aussage vielleicht belasten würdest. Ein solcher Verrat würde bedeuten, dass du dann wirklich allein bist, während du jetzt nur im Moment allein bist. Versuche das Bild dieser Menschen, die dir etwas bedeuten, festzuhalten. So gut es geht.



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