Leserbriefe

Aus Gefangenenratgeber

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10.8. Leserbriefe

Sie haben einen ganz anderen Charakter. Sie stellen keine offizielle Information oder Meinung dar, wie es scheinbar bei einem Artikel in einer Zeitung der Fall ist. Dafür werden sie textlich nicht verändert - höchstens gekürzt - und wohl von sehr vielen gelesen. Auch für den Leserbrief gibt es günstige und ungünstige Zeitpunkte, ähnlich wie bei den Presseerklärungen. Bevorzugt werden auch hier „ aktuelle, interessante " Leserbriefe,

Was beim Schreiben zu beachten ist

Leserbriefe haben für die Presse den Zweck der Werbung - „unsere Leser dürfen zu Wort kommen". Es ist daher hotwendig, auf die Eitelkeit der betreffenden Zeitung einzugehen, indem man sich in dem Leserbrief auf einen oder mehrere Artikel dieser Zeitung bezieht, die vor kurzem dort erschienen waren -wenigstens in der Einleitung des Leserbriefs. Dann kann man sich natürlich von diesem Artikel wieder entfernen, zum Beispiel: Artikel über das Justizministerium, über Strafvollzugsreform, Strafvolll­zugsskandale, über geglückte Fluchten, zur Berichterstattung über, Vorfälle und Zustände, die außerhalb des Knasts existieren oder geschehen sind. Dazu einige Beispiele:

-Die Zeitung berichtet über die geglückte Flucht eines Gefangenen: Hier konnte nun auf die allgemeinen Zustände im Knast hinweisen, die einen Gefangenen zur Fluch? bewegen. Angebracht ist hier vor allem der Hinweis auf die herrschende doppelte Moral: selbst die grob fahrlässigste oder sogar vorsätzliche Tötung und Mißhandhing von mehreren Gefangenen ist der politischen Karriere eines Justizministers nicht abträglich. Dagegen hat schon ein einziger geflohener Gefangener einen Minister gestürzt. Ein hoher Politiker entpuppt sich als NS-Verbrechcr, ohne abdanken zu müssen. Ein Leserbrief kann hier die doppelte Moral entlarven, die einen NS-Verbrecher zum Staatsmann macht, einen Eierdieb dagegen in den Knast steckt.

-Die Zeitung berichtet über die Situation von Ausländern in der Bundesrepublik. Der Leserbrief weist auf die besondere, extrem menschenunwürdige Behandlung und Benachteiligung von Ausländern in den Gefängnissen hin.

-Die Zeitung berichtet über die Verbesserung der „Qualität der Arbeitsbedingun­gen" in der Bundesrepublik. Der Leserbrief informiert über die Arbeitsbedingungen und die „Entlohnung" im Knast. im Knast an.

Die Sprache eines Leserbriefs sollte engagiert und auch ruhig scharf an­greifend sein, aber nicht beleidigend -sonst wird er nicht abgedruckt. Unbelegte Tatsachenbehauptungen werden sich in einem Leserbrief nicht immer vermeiden lassen. Man sollte aber die wenigen bekannten und auch belegbaren Fakten, die es gibt, in seinem Leserbrief auch einsetzen: z. B. Hinweise auf bestimmte aktenkundige Gefängnisskandale und vor allem Hinweise auf frühere Artikel dieser Zeitung über bestimmte Mißstände (das schmeichelt der Zeitung), Hinweise auf Statistiken (zum Beispiel Selbstmord raten). Wichtig: je kürzer ein Leserbrief ist, desto größer ist die Chance, daß er abgedruckt und gelesen wird. Außerdem besteht andernfalls die Gefahr, daß er von der Redaktion gekürzt wird. Am besten, du schaust in der betreffenden Zeitung oder Illustrierten nach, wie lang dort die Leserbriefe üblicherweise sind. Gerät er dir nun doch etwas länger, dann mach am besten selbst einen Kürzungsvorschlag den du beilegst. Der Leserbrief kann natürlich auch von mehreren Gefangenen unterzeichnet werden. Sinnvoll ist es vielleicht auch, meh rere verschiedene Leserbriefe zu einem Thema zu schreiben und unter verschiedenen Namen an die Zeitung zu schicken, um die Chance zu erhöhen, daß wenigstens einer von ihnen abgedruckt wird. Man kann auch versuchen, Leserbriefe verschiedener Verfasser aufeinanderfolgen zu lassen, die dann auf den bereits abgedruckten hinweisen und ihn ergänzen. Auch wenn du dies alles beachtest, mußt du davon ausgehen, daß zwar eine Chance besteht, daß dein Leserbrief abgedruckt wird, die Wahrscheinlichkeit, daß er im Papierkorb der Redaktion verschwindet, bleibt jedoch trotzdem.


10.8. Leserbriefe

Sie haben einen ganz anderen Charakter. Sie stellen keine offizielle Information oder Meinung dar, wie es scheinbar bei einem Artikel in einer Zeitung der Fall ist. Dafür werden sie textlich nicht verändert - höchstens gekürzt - und wohl von sehr vielen gelesen. Auch für den Leserbrief gibt es günstige und ungünstige Zeitpunkte, ähnlich wie bei den Presseerklärungen. Bevorzugt werden auch hier „ aktuelle, interessante " Leserbriefe,

Was beim Schreiben zu beachten ist

Leserbriefe haben für die Presse den Zweck der Werbung - „unsere Leser dürfen zu Wort kommen". Es ist daher hotwendig, auf die Eitelkeit der betreffenden Zeitung einzugehen, indem man sich in dem Leserbrief auf einen oder mehrere Artikel dieser Zeitung bezieht, die vor kurzem dort erschienen waren -wenigstens in der Einleitung des Leserbriefs. Dann kann man sich natürlich von diesem Artikel wieder entfernen, zum Beispiel: Artikel über das Justizministerium, über Strafvollzugsreform, Strafvolll­zugsskandale, über geglückte Fluchten, zur Berichterstattung über, Vorfälle und Zustände, die außerhalb des Knasts existieren oder geschehen sind. Dazu einige Beispiele:

-Die Zeitung berichtet über die geglückte Flucht eines Gefangenen: Hier konnte nun auf die allgemeinen Zustände im Knast hinweisen, die einen Gefangenen zur Fluch? bewegen. Angebracht ist hier vor allem der Hinweis auf die herrschende doppelte Moral: selbst die grob fahrlässigste oder sogar vorsätzliche Tötung und Mißhandhing von mehreren Gefangenen ist der politischen Karriere eines Justizministers nicht abträglich. Dagegen hat schon ein einziger geflohener Gefangener einen Minister gestürzt. Ein hoher Politiker entpuppt sich als NS-Verbrechcr, ohne abdanken zu müssen. Ein Leserbrief kann hier die doppelte Moral entlarven, die einen NS-Verbrecher zum Staatsmann macht, einen Eierdieb dagegen in den Knast steckt.

-Die Zeitung berichtet über die Situation von Ausländern in der Bundesrepublik. Der Leserbrief weist auf die besondere, extrem menschenunwürdige Behandlung und Benachteiligung von Ausländern in den Gefängnissen hin.

-Die Zeitung berichtet über die Verbesserung der „Qualität der Arbeitsbedingun­gen" in der Bundesrepublik. Der Leserbrief informiert über die Arbeitsbedingungen und die „Entlohnung" im Knast. im Knast an.

Die Sprache eines Leserbriefs sollte engagiert und auch ruhig scharf an­greifend sein, aber nicht beleidigend -sonst wird er nicht abgedruckt. Unbelegte Tatsachenbehauptungen werden sich in einem Leserbrief nicht immer vermeiden lassen. Man sollte aber die wenigen bekannten und auch belegbaren Fakten, die es gibt, in seinem Leserbrief auch einsetzen: z. B. Hinweise auf bestimmte aktenkundige Gefängnisskandale und vor allem Hinweise auf frühere Artikel dieser Zeitung über bestimmte Mißstände (das schmeichelt der Zeitung), Hinweise auf Statistiken (zum Beispiel Selbstmord raten). Wichtig: je kürzer ein Leserbrief ist, desto größer ist die Chance, daß er abgedruckt und gelesen wird. Außerdem besteht andernfalls die Gefahr, daß er von der Redaktion gekürzt wird. Am besten, du schaust in der betreffenden Zeitung oder Illustrierten nach, wie lang dort die Leserbriefe üblicherweise sind. Gerät er dir nun doch etwas länger, dann mach am besten selbst einen Kürzungsvorschlag den du beilegst. Der Leserbrief kann natürlich auch von mehreren Gefangenen unterzeichnet werden. Sinnvoll ist es vielleicht auch, meh rere verschiedene Leserbriefe zu einem Thema zu schreiben und unter verschiedenen Namen an die Zeitung zu schicken, um die Chance zu erhöhen, daß wenigstens einer von ihnen abgedruckt wird. Man kann auch versuchen, Leserbriefe verschiedener Verfasser aufeinanderfolgen zu lassen, die dann auf den bereits abgedruckten hinweisen und ihn ergänzen. Auch wenn du dies alles beachtest, mußt du davon ausgehen, daß zwar eine Chance besteht, daß dein Leserbrief abgedruckt wird, die Wahrscheinlichkeit, daß er im Papierkorb der Redaktion verschwindet, bleibt jedoch trotzdem.


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