Kopf und Hals

Aus Gefangenenratgeber

Wechseln zu: Navigation, Suche

zum Inhaltsverzeichnis

17.7. Kopf und Hals

Schädel-Hirn-Verletzungen

Sie sind im Knast Folge von Mißhandlungen, manchmal, auch von Stürzen aus großer Hohe in Selbsttötungsabsicht. In beiden Fallen legen die Grünen wenig Wert auf die Erhellung der Vorgeschichte. Hier musst du einspringen, und zwar nicht nur, um ein Verbrechen an einem_r Mitgefangenen aufzudecken. Der_Die so schwer verletzte Mitgefangene braucht für sein_ihr Überleben deine genaue Beobachtung, und deine Fähigkeit, den_die Notarzt_ärztin darüber genau zu informieren. Das folgende gilt vor allem für Verhältnisse, wo keine dramatischen Verletzungszeichen zu sehen sind und die Sanis meinen „es ist schon nicht so schlimm".

Anzeichen: Die Beschreibung kann sich vielleicht an folgenden Fragen orientieren: Wie ist die Bewustseinslage beim Auffinden des_r Verletzten und wie verändert sie sich bis zum Eintreffen des_der Notarztes_ärztin: zuerst etwa tiefe Bewusstlosigkeit, dann völlige Wachheit und dann wieder zunehmende Bewusstseinseinschränkung? Bewusstlosigkeit von Anfang an? Allmähliche Entwicklung von Schläfrigkeit zur Bewusstlosigkeit? Das kannst du rauskriegen, indem du deine_n Kameraden_in in Knackimanier ständig ansprichst. Wann und wie oft tritt Erbrechen auf? Wie ist die Atmung? Wie ist der Puis, langsam, schnell, flach, angespannt? Wie wirkt die Körpertemperatur und der Schweiß, fiebrig, kalt, ansteigend? Treten Krämpfe auf, schnell, langsam, an einer Körperseite oder wie? Wie sind die Pupillen und wie verändern sie sich bei Lichteinfall, ungleich groß, nicht rund, weit, groß, klein, schielen, Blick starr in eine Richtung oder ständig wechselnd?

Hilfe durch Mitgefangene: Atemwege freimachen und -halten, stabile Seitenlagerung, Wunden versorgen, Sauerstoff — Nasensonde vom Sani verlangen. Evtl. sofort mit Schockbekämpfung und Wiederbelebung anfangen.

Arzt: Sofort Krankenhausbehandlung, evtl. Operation, Kreislauf- und Schockbe­handlung wie schon erwähnt.

Gehirnerschütterung

Anzeichen: Kann schon bei leichteren Verletzungen und Stößen gegen den Kopf sich entwickeln. Weiß der_die Mitgefangene nicht mehr wie es zu dem Unfall, der Schiägerei gekommen ist, muß er_sie sich erbrechen bzw. ist ihm_ihr übel oder schwindlig, hat er_sie Kopfschmerzen oder sich unwillkürlich in die Hose gemacht, so sind das immer Alarmzeichen.

Selbsthilfe: Ruhigstellung, Beruhigen, Arzt_Ärztin und Krankenhauseinweisung ver­langen.

Arzt: Röntgenuntersuchung des Kopfes,evtl. Darstellung der Blutgefäße mit Hilfe von Kontrastmitteln, Ruhigstellung usw.

Hirnhautentzündung

Anzeichen: Fieber, Krämpfe, Nackensteifigkeit, sehr starke Schmerzen beim Vor­beugen des Nackens oder Heben der Beine bis zum Brustkorb. Störung der Reflexe, Bewusstseinsverlust. Meist durch Bakterien, Viren oder nach Impfungen.

Behandlung: Sofortige Krankenhauseinweisung verlangen, Behandlung wie beim Schock.

Arzt: Im Krankenhaus muß evtl. die Gewebeflüssigkeit aus dem Rückenmark unter­ sucht werden, Blutuntersuchung, fachärztliche Behandlung in einer neurologischen Klinik.

Plötzliche Erblindung

Kann sehr viele verschiedene Ursachen haben, meist Blutung in der Netzhaut, Ver­schluss der Blutgefäße für den Sehnerven usw. Die plötzliche Erblindung muss immer sehr ernst genommen werden!

Behandlung: Sofortige und ganz schnelle Krankenhauseinweisung als Notfall ver­langen, das Augenlicht kann für immer verloren sein!

Plötzliche Augenschmerzen, Glaukomanfall

Oft verursacht durch eine Erhöhung des Drucks im Auge in der Dämmerung bei Er­weiterung der Pullen oder bei psychischer Erregung. Meist bei älteren Mitge­fangenen,

Anzeichen: Heftige Schmerzen im Auge, oft ausstrahlend in Stirn und Kopfhälfte,Brechreiz, Erbrechen, Schleier vor den Augen, Gefühl als wenn das Auge platzt.

Selbsthilfe: Beruhigen, sofort in helles Licht schauen lassen, Arzt!

Arzt: Sofort zum Augenarzt, der behandelt mit Spezialmitteln (z.B. Pilocarpin, Diamox), evtl. ist eine Operation notwendig.

Plötzlicher Hörsturz, Gehörverlust

Häufig ohne Vorankündigung plötzlicher Verlust der Hörfähigkeit auf einem oder beiden Ohren, durch psychische Aufregung oder Erkrankung am Ohr verursacht.

Behandlung: Sofort Behandlung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt, wegen der Gefahr des Dauerschadens und der vielleicht dahinterstehenden Gehirnkrank­heit müssen ein plötzlicher Verlust des Hörens oder der Sehkraft sehr emst genommen werden!

Augenverletzung

Massiver Schmerz des betroffenen Auges, oft durch nicht genau erkennbare Fremd­körper oder durch Schläge, auch Prellungen können sehr schmerzhaft und gefährlich sein. Manchmal fließt das Auge sozusagen aus.

Selbsthilfe: Steriler Augenverband für kurze Zeit, auch beim nichtverletzten Auge. Den_Die Mitgefangene_n auf eine harte Unterlage auf den Rücken legen, ihn_sie bitten sich ruhig zu verhalten, Arzt!

Arzt: Sofort als Notfall ins Krankenhaus, Schockbehandlung.

Augenverätzung

Kalk- und Laugenverätzungen sind am Auge immer gefährlicher als Verätzungen mit Säure. Sofort nach dem Unfall stärkster Schmerz, Tränenfluß, Lichtscheu, Erblindungs- und Todesangst. Oft läßt sich das Auge nicht mehr öffnen, Blasenbildung auf den Lidern, Hornhaut getrübt, verdickt und verletzt.

Selbsthilfe: Unter laufendem Waser viel und lange spülen, schädigendes Mittel sofort evtl. mit Wattebausch oder notfalls Taschentuchzipfel entfernen.

Arzt: Sofort als Notfall in Augen-Spezial-Klinik.

Mandel-Abzess

Anzeichen: Verstärkung der Schluckbeschwerden meist bei Gefangenen, die schon häufig an Mandelentzündung gelitten haben, bis hin zur totalen Mundsperre, kein Sprechen und kein Kauen mehr möglich, Fieber, starke oder weniger starke Schmerzen hinten am Hals, vor allem bei schlechter Ernährung und sehlechtem Gesundheitszustand (wie häufig im Knast).

Behandlung: Sofort Krankenhauseinweisung, evtl. Operation durch Hals-Nasen-Ohrenärzte, Antibiotikabehandlung (Penicillin). Der Abzeß kann wie bei allen Infektionen im Kopfbereich schnell das Gehirn erreichen und schwer schädigen.


==

zum Inhaltsverzeichnis

17.7. Kopf und Hals

Schädel-Hirn-Verletzungen

Sie sind im Knast Folge von Mißhandlungen, manchmal, auch von Stürzen aus großer Hohe in Selbsttötungsabsicht. In beiden Fallen legen die Grünen wenig Wert auf die Erhellung der Vorgeschichte. Hier musst du einspringen, und zwar nicht nur, um ein Verbrechen an einem_r Mitgefangenen aufzudecken. Der_Die so schwer verletzte Mitgefangene braucht für sein_ihr Überleben deine genaue Beobachtung, und deine Fähigkeit, den_die Notarzt_ärztin darüber genau zu informieren. Das folgende gilt vor allem für Verhältnisse, wo keine dramatischen Verletzungszeichen zu sehen sind und die Sanis meinen „es ist schon nicht so schlimm".

Anzeichen: Die Beschreibung kann sich vielleicht an folgenden Fragen orientieren: Wie ist die Bewustseinslage beim Auffinden des_r Verletzten und wie verändert sie sich bis zum Eintreffen des_der Notarztes_ärztin: zuerst etwa tiefe Bewusstlosigkeit, dann völlige Wachheit und dann wieder zunehmende Bewusstseinseinschränkung? Bewusstlosigkeit von Anfang an? Allmähliche Entwicklung von Schläfrigkeit zur Bewusstlosigkeit? Das kannst du rauskriegen, indem du deine_n Kameraden_in in Knackimanier ständig ansprichst. Wann und wie oft tritt Erbrechen auf? Wie ist die Atmung? Wie ist der Puis, langsam, schnell, flach, angespannt? Wie wirkt die Körpertemperatur und der Schweiß, fiebrig, kalt, ansteigend? Treten Krämpfe auf, schnell, langsam, an einer Körperseite oder wie? Wie sind die Pupillen und wie verändern sie sich bei Lichteinfall, ungleich groß, nicht rund, weit, groß, klein, schielen, Blick starr in eine Richtung oder ständig wechselnd?

Hilfe durch Mitgefangene: Atemwege freimachen und -halten, stabile Seitenlagerung, Wunden versorgen, Sauerstoff — Nasensonde vom Sani verlangen. Evtl. sofort mit Schockbekämpfung und Wiederbelebung anfangen.

Arzt: Sofort Krankenhausbehandlung, evtl. Operation, Kreislauf- und Schockbe­handlung wie schon erwähnt.

Gehirnerschütterung

Anzeichen: Kann schon bei leichteren Verletzungen und Stößen gegen den Kopf sich entwickeln. Weiß der_die Mitgefangene nicht mehr wie es zu dem Unfall, der Schiägerei gekommen ist, muß er_sie sich erbrechen bzw. ist ihm_ihr übel oder schwindlig, hat er_sie Kopfschmerzen oder sich unwillkürlich in die Hose gemacht, so sind das immer Alarmzeichen.

Selbsthilfe: Ruhigstellung, Beruhigen, Arzt_Ärztin und Krankenhauseinweisung ver­langen.

Arzt: Röntgenuntersuchung des Kopfes,evtl. Darstellung der Blutgefäße mit Hilfe von Kontrastmitteln, Ruhigstellung usw.

Hirnhautentzündung

Anzeichen: Fieber, Krämpfe, Nackensteifigkeit, sehr starke Schmerzen beim Vor­beugen des Nackens oder Heben der Beine bis zum Brustkorb. Störung der Reflexe, Bewusstseinsverlust. Meist durch Bakterien, Viren oder nach Impfungen.

Behandlung: Sofortige Krankenhauseinweisung verlangen, Behandlung wie beim Schock.

Arzt: Im Krankenhaus muß evtl. die Gewebeflüssigkeit aus dem Rückenmark unter­ sucht werden, Blutuntersuchung, fachärztliche Behandlung in einer neurologischen Klinik.

Plötzliche Erblindung

Kann sehr viele verschiedene Ursachen haben, meist Blutung in der Netzhaut, Ver­schluss der Blutgefäße für den Sehnerven usw. Die plötzliche Erblindung muss immer sehr ernst genommen werden!

Behandlung: Sofortige und ganz schnelle Krankenhauseinweisung als Notfall ver­langen, das Augenlicht kann für immer verloren sein!

Plötzliche Augenschmerzen, Glaukomanfall

Oft verursacht durch eine Erhöhung des Drucks im Auge in der Dämmerung bei Er­weiterung der Pullen oder bei psychischer Erregung. Meist bei älteren Mitge­fangenen,

Anzeichen: Heftige Schmerzen im Auge, oft ausstrahlend in Stirn und Kopfhälfte,Brechreiz, Erbrechen, Schleier vor den Augen, Gefühl als wenn das Auge platzt.

Selbsthilfe: Beruhigen, sofort in helles Licht schauen lassen, Arzt!

Arzt: Sofort zum Augenarzt, der behandelt mit Spezialmitteln (z.B. Pilocarpin, Diamox), evtl. ist eine Operation notwendig.

Plötzlicher Hörsturz, Gehörverlust

Häufig ohne Vorankündigung plötzlicher Verlust der Hörfähigkeit auf einem oder beiden Ohren, durch psychische Aufregung oder Erkrankung am Ohr verursacht.

Behandlung: Sofort Behandlung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt, wegen der Gefahr des Dauerschadens und der vielleicht dahinterstehenden Gehirnkrank­heit müssen ein plötzlicher Verlust des Hörens oder der Sehkraft sehr emst genommen werden!

Augenverletzung

Massiver Schmerz des betroffenen Auges, oft durch nicht genau erkennbare Fremd­körper oder durch Schläge, auch Prellungen können sehr schmerzhaft und gefährlich sein. Manchmal fließt das Auge sozusagen aus.

Selbsthilfe: Steriler Augenverband für kurze Zeit, auch beim nichtverletzten Auge. Den_Die Mitgefangene_n auf eine harte Unterlage auf den Rücken legen, ihn_sie bitten sich ruhig zu verhalten, Arzt!

Arzt: Sofort als Notfall ins Krankenhaus, Schockbehandlung.

Augenverätzung

Kalk- und Laugenverätzungen sind am Auge immer gefährlicher als Verätzungen mit Säure. Sofort nach dem Unfall stärkster Schmerz, Tränenfluß, Lichtscheu, Erblindungs- und Todesangst. Oft läßt sich das Auge nicht mehr öffnen, Blasenbildung auf den Lidern, Hornhaut getrübt, verdickt und verletzt.

Selbsthilfe: Unter laufendem Waser viel und lange spülen, schädigendes Mittel sofort evtl. mit Wattebausch oder notfalls Taschentuchzipfel entfernen.

Arzt: Sofort als Notfall in Augen-Spezial-Klinik.

Mandel-Abzess

Anzeichen: Verstärkung der Schluckbeschwerden meist bei Gefangenen, die schon häufig an Mandelentzündung gelitten haben, bis hin zur totalen Mundsperre, kein Sprechen und kein Kauen mehr möglich, Fieber, starke oder weniger starke Schmerzen hinten am Hals, vor allem bei schlechter Ernährung und sehlechtem Gesundheitszustand (wie häufig im Knast).

Behandlung: Sofort Krankenhauseinweisung, evtl. Operation durch Hals-Nasen-Ohrenärzte, Antibiotikabehandlung (Penicillin). Der Abzeß kann wie bei allen Infektionen im Kopfbereich schnell das Gehirn erreichen und schwer schädigen.