Informationen zum Hungerstreik

Aus Gefangenenratgeber

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13.8. Informationen zum Hungerstreik

Wir wissen, daß in vielen Gefängnisabteilungen der individuelle Hunger­streik zur täglichen Praxis — nicht nur der sogenannten politischen Ge­fangenen — gehört. Nur der Hungerstreikende weiß, welche Verzweiflung und welches Gefühl von Ohnmacht — und Ausweglosigkeit dazu gehört, mit der drohenden Zerstörung des eigenen Körpers und Lebens die Bewahrung der eigenen Identität und der Lebensfähigkeit einzufordern, einzuklagen, zu erzwingen. In manchen Knastabteiiungen ist der individuelle Hungerstreik inzwischen zur stumpfen Waffe geworden, den Wärtern und den Ärzten ist es egal, ob einer stirbt. Nach dem Hungerstreik-Tod von Holger Meins ist die Öffentlichkeit so manipuliert worden, daß ein Mord an einem Hunger­streikenden nicht mehr als Mord, sondern nur noch als „selbstverschuldete Tat" im Bewußtsein ist. Da wir von draußen nicht über die Notwendigkeit eines Hungerstreiks entscheiden wollen oder können, beschreiben wir im folgenden einige Dinge, die aus medizinischer Sicht zu beachten sind. Ganz allgemein scheint uns ein Hungerstreik nur dann sinnvoll zu sein, wenn ihn mehrere zusammen durchführen, die Beratung durch Ärzte von draußen gewährleistet ist und eine Gruppe außerhalb der Mauern die Forderungen der Gefangenen in die Öffentlichkeit tragen kann. Der folgende Beitrag kursiert schon seit längerer Zeit in verschiedenen Knasten und ist. allgemein bestätigt worden: Normalerweise wird der Körper durch 3 Grundnahrungsstoffe ernährt: Fett (z.B. Butter, fettige Teile von Fleisch) Eiweiß (z.B. mageres Fleisch, Quark, Ei), Kohlehydrate (z.B. Brot, Kartoffeln, Traubenzucker). Aus der Verwertung dieser Stoffe gewinnt der Körper die notwendige Energie, gemessen in Kalorien, für das Weiterleben.

Woher die Kalorien beim Hungerstreik?

Die Kohiehydratreserven sind innerhalb von 1—2 Tagen verbraucht. Die Eiweiße werden grob gesagt nicht angetastet. Übrig bleiben die Fettreser­ven, von denen der Körper lebt. Dabei schaltet der Körper auf „Spargang", d.h. er verbraucht sehr viel weniger Energie als sonst. Besonders wichtig ist natürlich die Ernährung des Gehirns. Normalerweise geschieht das mit Traubenzucker. Jetzt aber ist nach kurzer Zeit (1—2 Tagen) der Traubenzucker verbraucht und das Gehirn wird durch die Verwertung der Fettreserven ernährt. Als letztes Abbauprodukt bleibt dann die Acet-Essigsäure und das Aceton übrig, das der Körper nicht mehr verwertet und das er durch die Zunge (süßlicher Geruch) und durch die Niere ausscheidet. Wichtig: Daß sich das Gehirn mit Hilfe des Fettstoffwechsels ernährt, ist nicht schädlich! Wenn nach 2—5 Tagen Aceton in der Atemluft und im Urin nachzuweisen ist, dann ist das in Ordnung und ein Zeichen dafür, daß der Körper auf Fettaufbau umgeschaltet hat. Also; Aceton ist nicht giftig! Leber, Gehirn und Niere nehmen keinen Schaden.

Wie lange kann man hungern?

— ohne daß man dadurch krank wird, d.h. ohne daß der Körper einen lebenslangen Schaden erleidet. Der Medizinprof. Siegenthaler: Bei völligem Hunger reichen die Energie­reserven eines normal ernährten Menschen bei körperlicher Ruhe — Wasser- und Vitamin2ufuhr vorausgesetzt — etwa 45-65 Tage. Das sind 6-9 Wochen! Bei Menschen mit Übergewicht lagen die Rekordwerte bei 186-248 Tagen, das sind 26-35 Wochen. Man kann auch sagen: Wenn man ein Drittel bis die Hälfte des normalen Körpergewichtes verloren hat, wird es kritisch. (Nach unseren Erfahrungen bei 1/3 Verlust). Wichtig: Von den Medizinern wird immer wieder betont, daß man im Fall des längeren Hungerns unbedingt genügend Flüßigkeit zu sich nehmen muß. Tee, Kaffee, oder einfach Wasser. Und zwar mehr, als man sonst trinkt, da ja in den Nahrungsstoffen auch Wasser enthalten ist. Man braucht also 2-3 Liter.

Wie ist es mit Bewegung?

Die meisten denken: wenig Bewegung, damit wenig Energie verbraucht wird. Das ist falsch. Für den Kreislauf (Blutdruck und Puls) braucht der Körper eine leichte Bewegung. Also auf die tägliche Freistunde bestehen. Wenn die gestrichen wird, dann nicht auf dem Bett herumliegen, sondern viel gehen und auch leichte Gymnastik machen: ein paar Kniebeugen, auch Liegestütze, Armkreisen, Beine hoch lagern und wieder runter. Wenn einem schwarz wird vor Augen, dann eine Weile flach hinlegen. Wichtig: Tagsüber nicht im Bett liegen bleiben; sich möglichst beschäf­tigen, denn sonst versauert der Kreislauf. Klar ist, daß man frische Luft braucht. Vitamine? Sie sind nicht unbedingt notwendig. Vitamintabletten haben keine Energien, falls nicht zusammen mit Traubenzucker oder ähnlichem. Auf jeden Fall nach Beendigung des Hungerstreiks verlangen und einnehmen. Das Hungergefühl Da sagen sie; nach ein paar Tagen hört das Hungergefühl auf, und nach einer Weile käme eine Euphorie. Stimmt nach unseren Erfahrungen nicht — man kann auch noch nach Wochen Hunger haben. Genauso unsinnig ist die Behauptung, die man öfter hört, nach ca. einem Monat wäre man nicht mehr zurechnungsfähig, könnte keine rationalen Entscheidungen mehr tteffen usw.; man ist solange zurechnungsfähig wie man selbst will, oder eben bewußtlos.

Wie lange kann man ohne Wasser hungern? Wasserentzug ist natürlich mörderisch.. Mediziner sagen, daß man ohne Wasser höchstens 12 Tage leben kann,' Scheißen: Auch beim Hungerstreik — vor allem in den ersten Tagen — hat man Stuhl. Wenn der länger als drei Tage ausbleibt, Abführmittel nehmen, da manche sonst große Schwierigkeiten mit ihrer steinharten Scheiße haben. (Nach unseren Erfahrungen reichts, wenn einmal pro Woche durch­gepustet wird — von oben — Abführmittel, oder von unten — Klistier). Wie versuchen sie den Hungerstreik zu brechen? Aufgabe der Knastäme — wenn sie Arzte sein wollen — ist es nicht, den Hungernden dahin zu bringen, daß er den Streik abbricht, sondern ihm zu helfen, daß er ihn möglichst gut und erfolgreich durchführen kann. Das muß man denen immer mal wieder .sagen. Die meisten Knastärzte setzen sich über ihr medizinisches Wissen und ihre ärztliche Pflicht hinweg, um als Büttel der Anstak zu versuchen, den Hungerstreik zu brechen. Sie sagen, daß man schon nach einer Woche Streik umkippen kann, deshalb Verbot der Freistunde. Das ist nicht wahr. Nach einer Woche geht es einem im Gegenteil gerade ziemlich gut, weil der Körper sich inzwischen ans Hungern gewöhnt hat. Sie behaupten nach Blut- und Urinuntersuchungen alle möglichen Krank­heiten und Gefahren. Dagegen einfach: keine Pisse abgeben, sich kein Blut abnehmen lassen. Hier noch übliche Sprüche: „Die anderen hungern auch nicht mehr." (meistens eine Lüge) „Sie ruinieren doch nur Ihre Gesundheit" (Mit Details teilweise) „Essen Sie doch -was von dem Brei (von der Pampe, die sie einem später reinschieben), wir sagens keinem, wir betrachten das auch nicht ah Unterbrechung des Streiks." — Sie erreichen ja doch nichts. . . Wie lange soll das noch gehen... glauben Sie denn, irgendeinen interessiert das, was Sie hier machen ..." bei anderen Krankheiten: „Wir können nur behandeln, wenn Sie essen.") Wasserentzug: Das wird oft gemacht, obwohl der Arzt genau weiß, daß der Hungernde das Wasser braucht, damit der Körper im Gleichgewicht bleibt. Wasserentzug bei Hungerstreik bewirkt genau das, was vergeblich verhindern werden soll: Kreislaufzusammenbruch. Künstliche Ernährung: Juristisch gesehen dürfen sie einen Menschen erst dann künstlich ernähren, wenn Gefahr für Leib, und Leben droht. Eine Methode ist aber, ziemlich früh damit anzufangen und sie so brutal durchzuziehen, daß der Hungernde selbst löffeln soll, um dieser Tqrturzu entgehen. Künstliche Ernährung durch die Adern: Eine Nadel wird in eine der Venen des Unterarms gestochen (was bei einem Arzt nicht besonders weh tun darf) und durch einen dünnen Schlauch werden Wasser und Nähstoffe in den Kreislauf geleitet. Der Betreffende muß liegen, Das wird nur . angewandt, wenn man dem Hungernden aus irgend einem Grund nichts in den Magen pumpen kann. Sonde durch Mund oder Nase: Die Sonde muß bis in den Magen hinein. Entweder durch die Nase, dann hinten durch den Rachen. Von dort entweder wieder (falscher Weg) zurück in den Mund oder weiter am Kehldeckel, der die Luftröhre verschließt, vorbei in die Speiseröhre und von dort in den Magen. Das kann man daran erkennen, daß sich Magen-flüßigkeic ansaugen laßt. Oder durch den Mund, dann in den Rachen und dann weiter wie oben. Die Sonde kann man leicht in den Rachen bringen, wenn man sie mit runterschluckt, sie geht schwer runter, wenn man würgt. Wenn die Sonde im Magen liegt, wird ein dünnflüßiger Nährbrei mit einer Spritze runtergedrückt. Wichtig: Die richtigen Magensonden sind dünner als ein dünner kleiner Finger. Alles was dicker ist, ist ein Magenschlauch. Der Magenschlauch ist nur zum Auspumpen bei Vergiftungen. Bei der künstlichen Ernährung ist er reinster Terror. Juristisch gesehen: unverhältnismäßig, damit rechts­widrig, damit Körperverletzung. Die Nasensonden sind noch dünner, ungefähr bleistiftdick. Bei gewaltsamer Einführung des Schlauches können sie einem die Schleim­häute kaputt machen. Das führt zu Blutungen, die Schleimhäute verheilen aber verhältnismäßig leicht und schnell. Die Gefahr dabei ist, daß sie-'mit dem Schlauch in die Luftröhre kommen. Deswegen darauf bestehen, daß sie erst Magenflüßigkeit absaugen. Essen reinstellen, Säfte, süßen Tee usw.: Sie machen das vor allem, wenn sie merken, daß eseinem schlecht geht. Saft, gesüßter Tee usw. sind Kalorien, also falsch. Außerdem macht Zucker sehr schnell großen Hunger. Es ist auf jeden Fall falsch, zwischendurch zu essen, Zucker zu sich zu nehmen o.a., weil man „nicht mehr kann" — es macht einen moralisch fertig und ist auch deswegen falsch, weil der Körper sich auf die Ernährung aus den Fettreserven eingestellt hat und alles durch Essen wieder durcheinander gebracht wird. Noch zu den Ärzten: Sie kommen sehr schnell. Nach 2-3 Tagen und dann ca. alle zwei Tage. Sie fragen wie's geht, haun wieder ab. Sie machen das natürlich nur, um sich abzusichern. Nach ein paar Tagen, wollen sie Pisse, später Blut und kommen mit der Waage. Das sollte man ablehnen. Mit Gewalt dürfen sie Blut nur nach richterlichem Beschluß nehmen. Für die Zwangsernährung brauchen sie einen Beschluß. Sie darf auch nur vom Arzt oder unter seiner Aufsicht gemacht werden. Nach dem Hungerstreik wieder langsam anfangen zu essen. Gebratenes Fett, Erbsen, Kakao, Ol, Kohl, Sauerkraut u.a. vermeiden. Erst flüssiges, dann breiiges, dann festes und viel frisches Zeug, und Vitamine.


13.8. Informationen zum Hungerstreik

Wir wissen, daß in vielen Gefängnisabteilungen der individuelle Hunger­streik zur täglichen Praxis — nicht nur der sogenannten politischen Ge­fangenen — gehört. Nur der Hungerstreikende weiß, welche Verzweiflung und welches Gefühl von Ohnmacht — und Ausweglosigkeit dazu gehört, mit der drohenden Zerstörung des eigenen Körpers und Lebens die Bewahrung der eigenen Identität und der Lebensfähigkeit einzufordern, einzuklagen, zu erzwingen. In manchen Knastabteiiungen ist der individuelle Hungerstreik inzwischen zur stumpfen Waffe geworden, den Wärtern und den Ärzten ist es egal, ob einer stirbt. Nach dem Hungerstreik-Tod von Holger Meins ist die Öffentlichkeit so manipuliert worden, daß ein Mord an einem Hunger­streikenden nicht mehr als Mord, sondern nur noch als „selbstverschuldete Tat" im Bewußtsein ist. Da wir von draußen nicht über die Notwendigkeit eines Hungerstreiks entscheiden wollen oder können, beschreiben wir im folgenden einige Dinge, die aus medizinischer Sicht zu beachten sind. Ganz allgemein scheint uns ein Hungerstreik nur dann sinnvoll zu sein, wenn ihn mehrere zusammen durchführen, die Beratung durch Ärzte von draußen gewährleistet ist und eine Gruppe außerhalb der Mauern die Forderungen der Gefangenen in die Öffentlichkeit tragen kann. Der folgende Beitrag kursiert schon seit längerer Zeit in verschiedenen Knasten und ist. allgemein bestätigt worden: Normalerweise wird der Körper durch 3 Grundnahrungsstoffe ernährt: Fett (z.B. Butter, fettige Teile von Fleisch) Eiweiß (z.B. mageres Fleisch, Quark, Ei), Kohlehydrate (z.B. Brot, Kartoffeln, Traubenzucker). Aus der Verwertung dieser Stoffe gewinnt der Körper die notwendige Energie, gemessen in Kalorien, für das Weiterleben.

Woher die Kalorien beim Hungerstreik?

Die Kohiehydratreserven sind innerhalb von 1—2 Tagen verbraucht. Die Eiweiße werden grob gesagt nicht angetastet. Übrig bleiben die Fettreser­ven, von denen der Körper lebt. Dabei schaltet der Körper auf „Spargang", d.h. er verbraucht sehr viel weniger Energie als sonst. Besonders wichtig ist natürlich die Ernährung des Gehirns. Normalerweise geschieht das mit Traubenzucker. Jetzt aber ist nach kurzer Zeit (1—2 Tagen) der Traubenzucker verbraucht und das Gehirn wird durch die Verwertung der Fettreserven ernährt. Als letztes Abbauprodukt bleibt dann die Acet-Essigsäure und das Aceton übrig, das der Körper nicht mehr verwertet und das er durch die Zunge (süßlicher Geruch) und durch die Niere ausscheidet. Wichtig: Daß sich das Gehirn mit Hilfe des Fettstoffwechsels ernährt, ist nicht schädlich! Wenn nach 2—5 Tagen Aceton in der Atemluft und im Urin nachzuweisen ist, dann ist das in Ordnung und ein Zeichen dafür, daß der Körper auf Fettaufbau umgeschaltet hat. Also; Aceton ist nicht giftig! Leber, Gehirn und Niere nehmen keinen Schaden.

Wie lange kann man hungern?

— ohne daß man dadurch krank wird, d.h. ohne daß der Körper einen lebenslangen Schaden erleidet. Der Medizinprof. Siegenthaler: Bei völligem Hunger reichen die Energie­reserven eines normal ernährten Menschen bei körperlicher Ruhe — Wasser- und Vitamin2ufuhr vorausgesetzt — etwa 45-65 Tage. Das sind 6-9 Wochen! Bei Menschen mit Übergewicht lagen die Rekordwerte bei 186-248 Tagen, das sind 26-35 Wochen. Man kann auch sagen: Wenn man ein Drittel bis die Hälfte des normalen Körpergewichtes verloren hat, wird es kritisch. (Nach unseren Erfahrungen bei 1/3 Verlust). Wichtig: Von den Medizinern wird immer wieder betont, daß man im Fall des längeren Hungerns unbedingt genügend Flüßigkeit zu sich nehmen muß. Tee, Kaffee, oder einfach Wasser. Und zwar mehr, als man sonst trinkt, da ja in den Nahrungsstoffen auch Wasser enthalten ist. Man braucht also 2-3 Liter.

Wie ist es mit Bewegung?

Die meisten denken: wenig Bewegung, damit wenig Energie verbraucht wird. Das ist falsch. Für den Kreislauf (Blutdruck und Puls) braucht der Körper eine leichte Bewegung. Also auf die tägliche Freistunde bestehen. Wenn die gestrichen wird, dann nicht auf dem Bett herumliegen, sondern viel gehen und auch leichte Gymnastik machen: ein paar Kniebeugen, auch Liegestütze, Armkreisen, Beine hoch lagern und wieder runter. Wenn einem schwarz wird vor Augen, dann eine Weile flach hinlegen. Wichtig: Tagsüber nicht im Bett liegen bleiben; sich möglichst beschäf­tigen, denn sonst versauert der Kreislauf. Klar ist, daß man frische Luft braucht. Vitamine? Sie sind nicht unbedingt notwendig. Vitamintabletten haben keine Energien, falls nicht zusammen mit Traubenzucker oder ähnlichem. Auf jeden Fall nach Beendigung des Hungerstreiks verlangen und einnehmen. Das Hungergefühl Da sagen sie; nach ein paar Tagen hört das Hungergefühl auf, und nach einer Weile käme eine Euphorie. Stimmt nach unseren Erfahrungen nicht — man kann auch noch nach Wochen Hunger haben. Genauso unsinnig ist die Behauptung, die man öfter hört, nach ca. einem Monat wäre man nicht mehr zurechnungsfähig, könnte keine rationalen Entscheidungen mehr tteffen usw.; man ist solange zurechnungsfähig wie man selbst will, oder eben bewußtlos.

Wie lange kann man ohne Wasser hungern? Wasserentzug ist natürlich mörderisch.. Mediziner sagen, daß man ohne Wasser höchstens 12 Tage leben kann,' Scheißen: Auch beim Hungerstreik — vor allem in den ersten Tagen — hat man Stuhl. Wenn der länger als drei Tage ausbleibt, Abführmittel nehmen, da manche sonst große Schwierigkeiten mit ihrer steinharten Scheiße haben. (Nach unseren Erfahrungen reichts, wenn einmal pro Woche durch­gepustet wird — von oben — Abführmittel, oder von unten — Klistier). Wie versuchen sie den Hungerstreik zu brechen? Aufgabe der Knastäme — wenn sie Arzte sein wollen — ist es nicht, den Hungernden dahin zu bringen, daß er den Streik abbricht, sondern ihm zu helfen, daß er ihn möglichst gut und erfolgreich durchführen kann. Das muß man denen immer mal wieder .sagen. Die meisten Knastärzte setzen sich über ihr medizinisches Wissen und ihre ärztliche Pflicht hinweg, um als Büttel der Anstak zu versuchen, den Hungerstreik zu brechen. Sie sagen, daß man schon nach einer Woche Streik umkippen kann, deshalb Verbot der Freistunde. Das ist nicht wahr. Nach einer Woche geht es einem im Gegenteil gerade ziemlich gut, weil der Körper sich inzwischen ans Hungern gewöhnt hat. Sie behaupten nach Blut- und Urinuntersuchungen alle möglichen Krank­heiten und Gefahren. Dagegen einfach: keine Pisse abgeben, sich kein Blut abnehmen lassen. Hier noch übliche Sprüche: „Die anderen hungern auch nicht mehr." (meistens eine Lüge) „Sie ruinieren doch nur Ihre Gesundheit" (Mit Details teilweise) „Essen Sie doch -was von dem Brei (von der Pampe, die sie einem später reinschieben), wir sagens keinem, wir betrachten das auch nicht ah Unterbrechung des Streiks." — Sie erreichen ja doch nichts. . . Wie lange soll das noch gehen... glauben Sie denn, irgendeinen interessiert das, was Sie hier machen ..." bei anderen Krankheiten: „Wir können nur behandeln, wenn Sie essen.") Wasserentzug: Das wird oft gemacht, obwohl der Arzt genau weiß, daß der Hungernde das Wasser braucht, damit der Körper im Gleichgewicht bleibt. Wasserentzug bei Hungerstreik bewirkt genau das, was vergeblich verhindern werden soll: Kreislaufzusammenbruch. Künstliche Ernährung: Juristisch gesehen dürfen sie einen Menschen erst dann künstlich ernähren, wenn Gefahr für Leib, und Leben droht. Eine Methode ist aber, ziemlich früh damit anzufangen und sie so brutal durchzuziehen, daß der Hungernde selbst löffeln soll, um dieser Tqrturzu entgehen. Künstliche Ernährung durch die Adern: Eine Nadel wird in eine der Venen des Unterarms gestochen (was bei einem Arzt nicht besonders weh tun darf) und durch einen dünnen Schlauch werden Wasser und Nähstoffe in den Kreislauf geleitet. Der Betreffende muß liegen, Das wird nur . angewandt, wenn man dem Hungernden aus irgend einem Grund nichts in den Magen pumpen kann. Sonde durch Mund oder Nase: Die Sonde muß bis in den Magen hinein. Entweder durch die Nase, dann hinten durch den Rachen. Von dort entweder wieder (falscher Weg) zurück in den Mund oder weiter am Kehldeckel, der die Luftröhre verschließt, vorbei in die Speiseröhre und von dort in den Magen. Das kann man daran erkennen, daß sich Magen-flüßigkeic ansaugen laßt. Oder durch den Mund, dann in den Rachen und dann weiter wie oben. Die Sonde kann man leicht in den Rachen bringen, wenn man sie mit runterschluckt, sie geht schwer runter, wenn man würgt. Wenn die Sonde im Magen liegt, wird ein dünnflüßiger Nährbrei mit einer Spritze runtergedrückt. Wichtig: Die richtigen Magensonden sind dünner als ein dünner kleiner Finger. Alles was dicker ist, ist ein Magenschlauch. Der Magenschlauch ist nur zum Auspumpen bei Vergiftungen. Bei der künstlichen Ernährung ist er reinster Terror. Juristisch gesehen: unverhältnismäßig, damit rechts­widrig, damit Körperverletzung. Die Nasensonden sind noch dünner, ungefähr bleistiftdick. Bei gewaltsamer Einführung des Schlauches können sie einem die Schleim­häute kaputt machen. Das führt zu Blutungen, die Schleimhäute verheilen aber verhältnismäßig leicht und schnell. Die Gefahr dabei ist, daß sie-'mit dem Schlauch in die Luftröhre kommen. Deswegen darauf bestehen, daß sie erst Magenflüßigkeit absaugen. Essen reinstellen, Säfte, süßen Tee usw.: Sie machen das vor allem, wenn sie merken, daß eseinem schlecht geht. Saft, gesüßter Tee usw. sind Kalorien, also falsch. Außerdem macht Zucker sehr schnell großen Hunger. Es ist auf jeden Fall falsch, zwischendurch zu essen, Zucker zu sich zu nehmen o.a., weil man „nicht mehr kann" — es macht einen moralisch fertig und ist auch deswegen falsch, weil der Körper sich auf die Ernährung aus den Fettreserven eingestellt hat und alles durch Essen wieder durcheinander gebracht wird. Noch zu den Ärzten: Sie kommen sehr schnell. Nach 2-3 Tagen und dann ca. alle zwei Tage. Sie fragen wie's geht, haun wieder ab. Sie machen das natürlich nur, um sich abzusichern. Nach ein paar Tagen, wollen sie Pisse, später Blut und kommen mit der Waage. Das sollte man ablehnen. Mit Gewalt dürfen sie Blut nur nach richterlichem Beschluß nehmen. Für die Zwangsernährung brauchen sie einen Beschluß. Sie darf auch nur vom Arzt oder unter seiner Aufsicht gemacht werden. Nach dem Hungerstreik wieder langsam anfangen zu essen. Gebratenes Fett, Erbsen, Kakao, Ol, Kohl, Sauerkraut u.a. vermeiden. Erst flüssiges, dann breiiges, dann festes und viel frisches Zeug, und Vitamine.


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