Einkauf und Essen

Aus Gefangenenratgeber

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9.5. Einkauf und Essen

Der Einkauf ist für viele Gefangene die spannenste Unterbrechung des Knastalltags. Nicht für alle, denn es gibt zwei "Klassen" von Gefangenen. Die einen haben Einkauf, die anderen haben keinen.
Die "begüterten" Gefangenen werden zum Einkauf stationsweise wöchentlich, 14tägig oder monatlich in eine Art Mini-Supermarkt (Neckermann, Karstadt o.ä.). Allerdings fehlen hier in der Regel die Sonderangebote. Das haben die Verkäufer ja nicht nötig. Hier sind sie konkurrenzlos.
Du solltest den Einkauf unbedingt planen. Dies kannst du mit Hilfe der warenliste tun. Gibt es eine solche Liste nicht, so solltet ihr sie fordern. Überlege dir vor dem Einkauf genau, was du brauchst und wieviel du ausgeben willst bzw. kannst. Es besteht sonst die Gefahr, dass du dich von dem Angebot überrumpeln lässt. Das Problem liegt darin, dass man - selbst dann, wenn das Knastessen nicht so besonders schlecht ist - nach etwas unendlich Sehnsucht hat, und die kompensiert man durch den Genuss von Tabak, Kaffee und Süßigkeiten und ähnlichem - die Erfüllung anderer Bedürfnisse bleibt einem ja verschlossen. Da man keine Zuwendung von anderen bekommt, will man sich selbst was Gutes tun. Schließlich verschlingt man aus Frustration gleich alles auf einmal und qualmt wie verrückt, mit dem ERgebnis, dass man sich den Magen verdirbt und sich am nächsten Morgen schwarzärgert - um es in der nächsten Woche genauso zu machen.
Es wäre nnatürlich unrealistisch, hier den Rat zu geben nur gesunde Sachen einzukaufn und sich das Rauchen abzugewöhnen. Das schaffen ja schon genügend LEute draußen nicht. Deshalb sollte man sich das im Knast ruhig gönnen.

Das Rauchen

Denke aber daran, dass du beim Kranksein oder auch nur bei einem physichen Unwohlsein im Knast viel hilfloser bist als draußen.
DAzu kommt, dass du immer damit rechnen muss, auch mal für eine Weile nicht an Tabak heranzukommen, weil du entweder im Bunker sitzt, Einkaufssperre hast oder einfach kein Geld hast. Wenn du dann nicht von Mitgefangenen versorgt wirst, musst du in der Lage sein, dies durchzustehen ohne durchzudrehen oder den Geschäftemachern in die Hände zu fallen.
Versuche deshalb zumindest den Zigarettenkonsum etwas einzuschränken. Vielleicht durch ein strenges Einteilen einer Tagesration von 3-4 Zigaretten. Du genießt ohnehin die einzelne Zigarette mehr, wenn du eine Weile davor nicht geraucht hast. Kettenrauchen verdirbt nur den Geschmack.
Außerdem solltest du einen oder mehrere zigarettenfreie Tage einlegen - schon allein um auf die Situation vorbereitet zu sein, in der du es unfreiwillig tun musst.
Um in einer solchen Situation deinen Rauchdrang und deine Nervosität zu überwinden, eignen sich Entspannungsübungen, autogenes Training, Atemübungen, Selbstmassage und Akkupressur sehr gut (lies diese Übungen im medizinischen Teil, Abschnitt 13.2. und folgende nach).
Manchen gelingt es auch durch Lesen oder bewusstes aus dem Fenster schauen und Beobachten, was draußen vorgeht - sofern man da was sieht -, das Bedürfnis nach Tabak zurückzudrängen.

Einkauf und Gesundheit

Man sollte beim Einkauf aber auch an seine Gesundheit denken und die Mängel des offiziellen Knastessens durch etwas Vitamine, d.h. frisches Obst und Gemüse ausgleichen.
Man bekommt zwar im Knast normalerweise ausreichend zu essen - eher sogar zuviel - und oft ist das Essen auch nicht unbedingt schlechter als in einer Fabrikkantine oder einer Universitätsmensa. Das Essen ist jedoch meist völlig zerkocht (was die Vitamine zerstört) und mit sehr viel billigem ungesundem (tierischem) Fett zubereitet. Näheres darüber, was man an Vitaminen, Eiweiß und anderen Nährstoffen braucht und welche Stoffe man einschränken sollte, kannst du im medizinischen Teil im Abschnitt 13.7. "Ernährung" nachlesen.
Um das Essen schmackhafter zu machen, kann man mit Pfeffer und Salz schon einiges erreichen, oder indem man sich noch eine Tomate in den grünen Salat reinschneidet oder das Essen durch sonstige Beilagen anreichert. MAn kann sich auch ohne größere Umstände kleinere Mahlzeiten selbst zubereiten, wenn einem die Knastküche mal was vorsetzt, was man sich nicht antun will: Muesli: Die Grundlagen sind Haferflocken. Vorteil: relativ billig, gesund und hakbar. Man kann sie je nach Geschmack und Vorrat mit Nüssen, Rosi nen, Früchten, Marmelade, Honig oder Zucker (wenn nötig), Kakao oder Zimt mischen. Dann gießt man etwas Milch, Joghurt, Fruchtsaft oder zur Not geht auch Wasser darüber und löffelt es.

Frische Salate: Für die Salatsoße gibt es verschiedene Möglichkeiten: Salatöl, Essig oder Zitronensaft, Saht, Pfeffer u. a. Gewürze, getrocknete Salatkräuter (z. B. Dill). Statt des Öls kann man als Soßengrundlage auch Joghurt, Dickmilch oder mit Wasser oder Milch leicht verdünnten Quark nehmen. Alles vermischen und abschmecken. Das ganze gießt man dann über das frische Gemüse: z. B. kleingeschnittene Gurken, Tomaten, Paprika, Zwiebeln oder was man halt beim Einkauf bekommen hat. Man kann auch mal eine Orange, eine Banane oder einen Apfel in den Saiat mit reinschneiden. Rase, in kleine Würfel geschnitten unddaruntergemischt, schmeckt auch nicht schiecht.

Obstsalate: Verschiedene Früchte werden in kleine Stücke geschnitten und mit Rosinen, Nüssen und Marmelade vermischt. Darüber etwas saure Sahne, Joghurt oder verdünnten Quark - wenn man wäll leicht angesüßt.

Quarkspeisen: süß: einfach Obstsaft in den Quark gießen und/oder kleingeschnittene oder zerdruckte Früchte dazu mischen. Bei Bedarf Zucker. scharf: Quark mit etwas Milch, Joghurt oder Wasser verdünnen, jetzt kann man herumexperimentieren: kleingehacktes frisches Gemüse, Zwiebeln, verschiedene Kräuter und Gewürze, Ketch-Up, Meerrettich und/oder vieles mehr, z. B. ein rohes Eigelb.

Heißes Wasser

Heißes Wasser dann zu haben wenn man es braucht, ist im Knast ein Problem. Und man kann es eigentlich dauernd gebrauchen für Tee, Kaffee oder gar um sich eine Suppe oder ähnliches zuzubereiten. Es gibt meist nur einmal am Tag - beim Frühstück - die Gelegenheit sich heißes Wasser geben zu lassen. Für den restlichen Tag ist es aber nur verwendbar, wenn du eine Thermosflasche besitzt. Eine Hilfsmethode ist es, Wasser in einer Plastiktüte zwischen die Rippen des Heizkörpers zu klemmen. Das geht natürlich nur bei entsprechendem Heizkörper und nur im Winter. Außerdem ist das Wasser mehr warm als heiß. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, sind im Knast noch eine Reihe anderer Methoden entwickelt worden. Sie sind durch die Hausordnung verboten und können daher mit Hausstrafen verfolgt werden: Dazu gehört der legendäre Tauchsieder. In wenigen Knasten haben wenige Gefangene eine Steckdose in ihren Zellen und dürfen richtige Tauchsieder benutzen, in den normalen Zeilen hilft man sich mit zwei Rasierklingen oder zwei Konservendeckeln aus, zwischen die man Streichhölzer legt, sodaß die beiden Placten übereinander liegen, ohne Kontakt zu haben. Das Ganze wird dann mit stabiler Schnur oder gut isoliertem Draht zusammengebunden. An jede Platte wird dann ein Kabel angeschlossen. Die beiden Platten werden dann in das Wassergefäß - das keine Konservendose sein darf (Kurzschlußgefahr) - gehängt und die Kabelenden an die Stromquelle (Zellenbeleuchtung) angeschlossen. Eine andere Möglichkeit ist, das Wasser in einer Konservendose über einer seibstgebastelten Kerze aus Margarine oder Salatöl und dicker Schnur (Docht) zu erhitzen. Kerzen kann man sich aber vielleicht auch beim Einkauf besorgen oder - wenn es da nicht geht - beim Pfarrer. Beide Methoden haben erhebliche Nachteile: Die erste ist lebensgefährlich. Es gab schon viele Stromunfälle, besonders beim Anschließen der Kabel. Außerdem kommt es sehr leicht zu verräterischen Kurzschlüssen. Die seibstgebastelte Kerze verursacht einen solchen Qualm und Ruß, daß der Genuß einer Tasse Kaffee mit dieser Luftverpestung in der Zelle teuer bezahlt ist. Brauchst du aus gesundheitlichen Gründen heißes Wasser - etwa für Kamillen-Tee bei Magenbeschwerden - so.solltest du nicht.zögern, die „Klappe" zu drücken und über die Sprechanlage heißes Wasser zu verlangen. Reagieren die nicht, dann verlange nach einem Sanitäter. Schreib notfalls ein Anliegen, daß du künftig bei derartigen Beschwerden dein leißes Wasser bekommen willst. Schreib eine Dienstaufsichtsbeschwerde ;egen die Beamten, die dir das heiße Wasser verweigert haben (lies im lechtsmittelteil Abschnitt 26.1! nach, wie man das macht).

Essen von draußen

in der U-Haft gibt es die Möglichkeit, sich das Essen in einer von der nscaltsleitung ausgesuchten Gaststätte zu bestellen. >as ist natürlich wahnsinnig teuer und bedeutet außerdem ein Privileg gegenüber den mittellosen Gefangenen. ber vielleicht gibt-es mal einen besonderen Anlaß, zu dem man sich diesen .ixus leisten will: z. B. wenn du nach hundert Fehlschlägen die erste :schwerde erfolgreich durchgebracht hast.

Wie man auf die Knastküche Einfluß nehmen kann

Religiöse Speisegebote:

Du kannst z.B. als Angehöriger jüdischen oder islamischen Glaubens verlangen, kein Schweinefleisch vorgesetzt zu bekommen. Strenge religiöse Vorschriften wie z. B. das koschere Essen der orthodoxen Juden wird dir die Knastküche aber nicht zubereiten. Hier wäre höchstens möglich, daß man durch eine Gefangenbetreuung der entsprechenden Religions­gemeinschaft versorgt wird. Medizinische Anordnung: Eine andere Möglichkeit, etwas anderes zu essen, kann man mit der Erklärung erreichen, auf Grund bestimmter Beschwerden eine Diät zu benötigen. Oder man gibt an, ganz bestimmte Sachen nicht zu vertragen. Als Vegetarier darfst du nicht sagen, daß du Vegetarier bist, sondern daß du kein Fleisch verträgst, es sofort wieder erbrichst oder Magenkrämpfe bekornmst. Ernst genommen wird dies alles jedoch erst, wenn der Anstaltsarzt eingeschaltet wurde und deine Essenwünsehe unterstützt. Eine Garantie ist das jedoch auch nicht. Allerdings darfst du dir auch keine allzu großen Hoffnungen machen,daß die Ersatzkost so sehr viel besser ist. Kollektiver Druck: Es gibt jedoch auch noch die Möglichkeit, auf das gesamte Knastessen . Einflußzu nehmen. In der Geschichte der Bambulen und Knastrevolten hat oft das schlechte Essen eine wichtige Rolle gespielt. Eine völlig ungenießbare Mahlzeit war nicht selten der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. - Die Anstaltsleitung weiß das und fürchtet das. Das Essen ist für sie ein gefährlicher Punkt. Darin liegt vielleicht eine Chance. Durch massenhafte Beschwerden und möglichst auch durch das Einschaltenderöffentlichkeit,durch kollektives Verweigern einer Mahlzeit etc. kann man vielleicht etwas erreichen. Vor allem dann, wenn die Anstaitsieitung befürchten muß, daß hygienische Mißstände aufgedeckt werden könnten. Weiß man tatsächlich was bestimmtes - etwa Fälle von Fleisch- oder Fischvergiftungen, Salmonelieninfektionen, Kakerlaken, Mäusen, Ratten etc. - so. sollte man damit an die Presse. Auß?rdem kann man an das zuständige Gesundheitsamt schreiben und eine Petition an den Landtag richten. Vielleicht gibt es ja einen Abgeordneten der Opposition, der sich profilieren will. Vielleicht ist hier am Schluß dieses Abschnitts ein Hinweis auf die Gymnastik-Ratschläge im medizinischen Teil des Buches (im Abschnitt 13.1.) ganz angebracht. „Fitbleiben" ist natürlich dann besonders wichtig, wenn man viel ißt und sich wenig bewegt. Außerdem steht in Abschnitt 13.7. noch Näheres zum Thema Ernährung.


9.5. Einkauf und Essen

Der Einkauf ist für viele Gefangene die spannenste Unterbrechung des Knastalltags. Nicht für alle, denn es gibt zwei "Klassen" von Gefangenen. Die einen haben Einkauf, die anderen haben keinen.
Die "begüterten" Gefangenen werden zum Einkauf stationsweise wöchentlich, 14tägig oder monatlich in eine Art Mini-Supermarkt (Neckermann, Karstadt o.ä.). Allerdings fehlen hier in der Regel die Sonderangebote. Das haben die Verkäufer ja nicht nötig. Hier sind sie konkurrenzlos.
Du solltest den Einkauf unbedingt planen. Dies kannst du mit Hilfe der warenliste tun. Gibt es eine solche Liste nicht, so solltet ihr sie fordern. Überlege dir vor dem Einkauf genau, was du brauchst und wieviel du ausgeben willst bzw. kannst. Es besteht sonst die Gefahr, dass du dich von dem Angebot überrumpeln lässt. Das Problem liegt darin, dass man - selbst dann, wenn das Knastessen nicht so besonders schlecht ist - nach etwas unendlich Sehnsucht hat, und die kompensiert man durch den Genuss von Tabak, Kaffee und Süßigkeiten und ähnlichem - die Erfüllung anderer Bedürfnisse bleibt einem ja verschlossen. Da man keine Zuwendung von anderen bekommt, will man sich selbst was Gutes tun. Schließlich verschlingt man aus Frustration gleich alles auf einmal und qualmt wie verrückt, mit dem ERgebnis, dass man sich den Magen verdirbt und sich am nächsten Morgen schwarzärgert - um es in der nächsten Woche genauso zu machen.
Es wäre nnatürlich unrealistisch, hier den Rat zu geben nur gesunde Sachen einzukaufn und sich das Rauchen abzugewöhnen. Das schaffen ja schon genügend LEute draußen nicht. Deshalb sollte man sich das im Knast ruhig gönnen.

Das Rauchen

Denke aber daran, dass du beim Kranksein oder auch nur bei einem physichen Unwohlsein im Knast viel hilfloser bist als draußen.
DAzu kommt, dass du immer damit rechnen muss, auch mal für eine Weile nicht an Tabak heranzukommen, weil du entweder im Bunker sitzt, Einkaufssperre hast oder einfach kein Geld hast. Wenn du dann nicht von Mitgefangenen versorgt wirst, musst du in der Lage sein, dies durchzustehen ohne durchzudrehen oder den Geschäftemachern in die Hände zu fallen.
Versuche deshalb zumindest den Zigarettenkonsum etwas einzuschränken. Vielleicht durch ein strenges Einteilen einer Tagesration von 3-4 Zigaretten. Du genießt ohnehin die einzelne Zigarette mehr, wenn du eine Weile davor nicht geraucht hast. Kettenrauchen verdirbt nur den Geschmack.
Außerdem solltest du einen oder mehrere zigarettenfreie Tage einlegen - schon allein um auf die Situation vorbereitet zu sein, in der du es unfreiwillig tun musst.
Um in einer solchen Situation deinen Rauchdrang und deine Nervosität zu überwinden, eignen sich Entspannungsübungen, autogenes Training, Atemübungen, Selbstmassage und Akkupressur sehr gut (lies diese Übungen im medizinischen Teil, Abschnitt 13.2. und folgende nach).
Manchen gelingt es auch durch Lesen oder bewusstes aus dem Fenster schauen und Beobachten, was draußen vorgeht - sofern man da was sieht -, das Bedürfnis nach Tabak zurückzudrängen.

Einkauf und Gesundheit

Man sollte beim Einkauf aber auch an seine Gesundheit denken und die Mängel des offiziellen Knastessens durch etwas Vitamine, d.h. frisches Obst und Gemüse ausgleichen.
Man bekommt zwar im Knast normalerweise ausreichend zu essen - eher sogar zuviel - und oft ist das Essen auch nicht unbedingt schlechter als in einer Fabrikkantine oder einer Universitätsmensa. Das Essen ist jedoch meist völlig zerkocht (was die Vitamine zerstört) und mit sehr viel billigem ungesundem (tierischem) Fett zubereitet. Näheres darüber, was man an Vitaminen, Eiweiß und anderen Nährstoffen braucht und welche Stoffe man einschränken sollte, kannst du im medizinischen Teil im Abschnitt 13.7. "Ernährung" nachlesen.
Um das Essen schmackhafter zu machen, kann man mit Pfeffer und Salz schon einiges erreichen, oder indem man sich noch eine Tomate in den grünen Salat reinschneidet oder das Essen durch sonstige Beilagen anreichert. MAn kann sich auch ohne größere Umstände kleinere Mahlzeiten selbst zubereiten, wenn einem die Knastküche mal was vorsetzt, was man sich nicht antun will: Muesli: Die Grundlagen sind Haferflocken. Vorteil: relativ billig, gesund und hakbar. Man kann sie je nach Geschmack und Vorrat mit Nüssen, Rosi nen, Früchten, Marmelade, Honig oder Zucker (wenn nötig), Kakao oder Zimt mischen. Dann gießt man etwas Milch, Joghurt, Fruchtsaft oder zur Not geht auch Wasser darüber und löffelt es.

Frische Salate: Für die Salatsoße gibt es verschiedene Möglichkeiten: Salatöl, Essig oder Zitronensaft, Saht, Pfeffer u. a. Gewürze, getrocknete Salatkräuter (z. B. Dill). Statt des Öls kann man als Soßengrundlage auch Joghurt, Dickmilch oder mit Wasser oder Milch leicht verdünnten Quark nehmen. Alles vermischen und abschmecken. Das ganze gießt man dann über das frische Gemüse: z. B. kleingeschnittene Gurken, Tomaten, Paprika, Zwiebeln oder was man halt beim Einkauf bekommen hat. Man kann auch mal eine Orange, eine Banane oder einen Apfel in den Saiat mit reinschneiden. Rase, in kleine Würfel geschnitten unddaruntergemischt, schmeckt auch nicht schiecht.

Obstsalate: Verschiedene Früchte werden in kleine Stücke geschnitten und mit Rosinen, Nüssen und Marmelade vermischt. Darüber etwas saure Sahne, Joghurt oder verdünnten Quark - wenn man wäll leicht angesüßt.

Quarkspeisen: süß: einfach Obstsaft in den Quark gießen und/oder kleingeschnittene oder zerdruckte Früchte dazu mischen. Bei Bedarf Zucker. scharf: Quark mit etwas Milch, Joghurt oder Wasser verdünnen, jetzt kann man herumexperimentieren: kleingehacktes frisches Gemüse, Zwiebeln, verschiedene Kräuter und Gewürze, Ketch-Up, Meerrettich und/oder vieles mehr, z. B. ein rohes Eigelb.

Heißes Wasser

Heißes Wasser dann zu haben wenn man es braucht, ist im Knast ein Problem. Und man kann es eigentlich dauernd gebrauchen für Tee, Kaffee oder gar um sich eine Suppe oder ähnliches zuzubereiten. Es gibt meist nur einmal am Tag - beim Frühstück - die Gelegenheit sich heißes Wasser geben zu lassen. Für den restlichen Tag ist es aber nur verwendbar, wenn du eine Thermosflasche besitzt. Eine Hilfsmethode ist es, Wasser in einer Plastiktüte zwischen die Rippen des Heizkörpers zu klemmen. Das geht natürlich nur bei entsprechendem Heizkörper und nur im Winter. Außerdem ist das Wasser mehr warm als heiß. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, sind im Knast noch eine Reihe anderer Methoden entwickelt worden. Sie sind durch die Hausordnung verboten und können daher mit Hausstrafen verfolgt werden: Dazu gehört der legendäre Tauchsieder. In wenigen Knasten haben wenige Gefangene eine Steckdose in ihren Zellen und dürfen richtige Tauchsieder benutzen, in den normalen Zeilen hilft man sich mit zwei Rasierklingen oder zwei Konservendeckeln aus, zwischen die man Streichhölzer legt, sodaß die beiden Placten übereinander liegen, ohne Kontakt zu haben. Das Ganze wird dann mit stabiler Schnur oder gut isoliertem Draht zusammengebunden. An jede Platte wird dann ein Kabel angeschlossen. Die beiden Platten werden dann in das Wassergefäß - das keine Konservendose sein darf (Kurzschlußgefahr) - gehängt und die Kabelenden an die Stromquelle (Zellenbeleuchtung) angeschlossen. Eine andere Möglichkeit ist, das Wasser in einer Konservendose über einer seibstgebastelten Kerze aus Margarine oder Salatöl und dicker Schnur (Docht) zu erhitzen. Kerzen kann man sich aber vielleicht auch beim Einkauf besorgen oder - wenn es da nicht geht - beim Pfarrer. Beide Methoden haben erhebliche Nachteile: Die erste ist lebensgefährlich. Es gab schon viele Stromunfälle, besonders beim Anschließen der Kabel. Außerdem kommt es sehr leicht zu verräterischen Kurzschlüssen. Die seibstgebastelte Kerze verursacht einen solchen Qualm und Ruß, daß der Genuß einer Tasse Kaffee mit dieser Luftverpestung in der Zelle teuer bezahlt ist. Brauchst du aus gesundheitlichen Gründen heißes Wasser - etwa für Kamillen-Tee bei Magenbeschwerden - so.solltest du nicht.zögern, die „Klappe" zu drücken und über die Sprechanlage heißes Wasser zu verlangen. Reagieren die nicht, dann verlange nach einem Sanitäter. Schreib notfalls ein Anliegen, daß du künftig bei derartigen Beschwerden dein leißes Wasser bekommen willst. Schreib eine Dienstaufsichtsbeschwerde ;egen die Beamten, die dir das heiße Wasser verweigert haben (lies im lechtsmittelteil Abschnitt 26.1! nach, wie man das macht).

Essen von draußen

in der U-Haft gibt es die Möglichkeit, sich das Essen in einer von der nscaltsleitung ausgesuchten Gaststätte zu bestellen. >as ist natürlich wahnsinnig teuer und bedeutet außerdem ein Privileg gegenüber den mittellosen Gefangenen. ber vielleicht gibt-es mal einen besonderen Anlaß, zu dem man sich diesen .ixus leisten will: z. B. wenn du nach hundert Fehlschlägen die erste :schwerde erfolgreich durchgebracht hast.

Wie man auf die Knastküche Einfluß nehmen kann

Religiöse Speisegebote:

Du kannst z.B. als Angehöriger jüdischen oder islamischen Glaubens verlangen, kein Schweinefleisch vorgesetzt zu bekommen. Strenge religiöse Vorschriften wie z. B. das koschere Essen der orthodoxen Juden wird dir die Knastküche aber nicht zubereiten. Hier wäre höchstens möglich, daß man durch eine Gefangenbetreuung der entsprechenden Religions­gemeinschaft versorgt wird. Medizinische Anordnung: Eine andere Möglichkeit, etwas anderes zu essen, kann man mit der Erklärung erreichen, auf Grund bestimmter Beschwerden eine Diät zu benötigen. Oder man gibt an, ganz bestimmte Sachen nicht zu vertragen. Als Vegetarier darfst du nicht sagen, daß du Vegetarier bist, sondern daß du kein Fleisch verträgst, es sofort wieder erbrichst oder Magenkrämpfe bekornmst. Ernst genommen wird dies alles jedoch erst, wenn der Anstaltsarzt eingeschaltet wurde und deine Essenwünsehe unterstützt. Eine Garantie ist das jedoch auch nicht. Allerdings darfst du dir auch keine allzu großen Hoffnungen machen,daß die Ersatzkost so sehr viel besser ist. Kollektiver Druck: Es gibt jedoch auch noch die Möglichkeit, auf das gesamte Knastessen . Einflußzu nehmen. In der Geschichte der Bambulen und Knastrevolten hat oft das schlechte Essen eine wichtige Rolle gespielt. Eine völlig ungenießbare Mahlzeit war nicht selten der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. - Die Anstaltsleitung weiß das und fürchtet das. Das Essen ist für sie ein gefährlicher Punkt. Darin liegt vielleicht eine Chance. Durch massenhafte Beschwerden und möglichst auch durch das Einschaltenderöffentlichkeit,durch kollektives Verweigern einer Mahlzeit etc. kann man vielleicht etwas erreichen. Vor allem dann, wenn die Anstaitsieitung befürchten muß, daß hygienische Mißstände aufgedeckt werden könnten. Weiß man tatsächlich was bestimmtes - etwa Fälle von Fleisch- oder Fischvergiftungen, Salmonelieninfektionen, Kakerlaken, Mäusen, Ratten etc. - so. sollte man damit an die Presse. Auß?rdem kann man an das zuständige Gesundheitsamt schreiben und eine Petition an den Landtag richten. Vielleicht gibt es ja einen Abgeordneten der Opposition, der sich profilieren will. Vielleicht ist hier am Schluß dieses Abschnitts ein Hinweis auf die Gymnastik-Ratschläge im medizinischen Teil des Buches (im Abschnitt 13.1.) ganz angebracht. „Fitbleiben" ist natürlich dann besonders wichtig, wenn man viel ißt und sich wenig bewegt. Außerdem steht in Abschnitt 13.7. noch Näheres zum Thema Ernährung.


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