Die Arbeitsbedingungen

Aus Gefangenenratgeber

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9.3. Die Arbeitsbedingungen

Immer mehr gehen die Knastbetriebe dazu über, nach modernen Methoden der Antreiberei zu arbeiten. Eine Art, die Gefangenen gegeneinander arbeiten zu lassen, ist das gemeinsame Pensum. Mehrere Gefangene erhalten für ein tägliches Pensum zum Beispiel die gleiche Entlohnung pro Person. In dem was der einzelne Gefangene in dieser Gruppe leistet, wird es nun gewisse Unterschiede geben. Es gibt ja immer welche, die um jeden Preis auf ein hohes Pensum kommen wollen, um ein paar Mark mehr zu bekommen. Das sind dann diejenigen, die die andern dazu antreiben, mehr zu arbeiten, um das sowieso schon hochgetriebene Pensum zu erfüllen und überzuerfüllen. Das Pensum wird auf diese Weise immer höher getrieben. Wer nicht soviel arbeiten will, wird entfernt, und es kommen solche, die das hochgetriebene Pensum für „natürlich" halten, weil man ihnen erklärt, dass ihre Vorgänger ja „auch soviel" ■ geschafft hätten. In manchen „Großbetrieben" im Knast sind die Arbeiten im Akkord organisiert. Die Arbeitsvorgänge sind in kleinste Einzelabschnitte zerlegt, zum Teil wird auch an „Bändern" gearbeitet. Um den Arbeitsablauf nirgendwo stocken zu lassen, wird gewöhnlich die Zeit, die jeder einzelne „Bandarbeiter" braucht, um seinen Teil der Arbeit zu verrichten, mit der Stoppuhr gemessen. Man errechnet dann, wie man die Bänder besetzen muss, um den Fluss der Arbeit in Gang zu haken und keine Pausen durch „Engpässe" bei einem besonders schwierigen Teil entstehen zu lassen. Die Zeiten, die der einzelne Arbeiter braucht, um seinen Teil fertigzustellen, sind meistens zu kurz bemessen »schon deswegen, weil sich der betreffende Bandarbeiter, dessen Zeit der Beamte abmisst, beobachtet fühlt und sich deswegen gezwungen sieht, einigermaßen „normal" oder auch noch viel zu hastig zu arbeiten. Auf diese Weise entsteht eine ganz unwirkliche Bandschnelligkeit - wenn nämlich die zu kurz bemessenen einzelnen Arbeitsabschnitte addiert werden, Wer sagt, dass das im Knast nicht möglich ist, sollte da nicht zu vorschnell urteilen. Es gibt natürlich viele kleine Werksbetriebe im Knast, die geradezu mittelalterlich-gemütlich dahinwerkeln und wo nicht mal die „Betriebsleitung" daran interessiert ist, dass es schneller geht. Beamte sind eben wenig geeignet für den Betrieb von Fabriken. Arbeitshetze ist ihnen normalerweise etwas Unbekanntes, weil sie selbst dafür nicht besser bezahlt werden als für das, was sie sonst tun, wenn sie auf der faulen Haut liegen. Aber es gibt inzwischen auch sehr „moderne" Betriebe, in denen die Bandgeschwindigkeit höher ist, als beim selben Betrieb draußen.

Arbeitshetze

Es ist dir natürlich klar, dass die ganze Antreiberei nur dadurch entstehen kann, dass jeder für sich keine Schwierigkeiten haben will. Die Schwierigkeiten, die jeder nicht haben will, kriegen dann alle zusammen, indem sie sich gegenseitig totarbeiten. Es hilft dir aber zum Beispiel nichts, wenn du dich stur stellst und langsamer arbeitest. Solange das die andern nicht auch tun, wirst du nur zum Arger aller andern. Das Band stockt, und du bist eindeutig derjenige, der es stocken lässt Ein paar Tage später bist du ausgewechselt, und dann sitzt da einer, der nicht solche Schwierigkeiten macht. Es hilft also nur, wenn du den andern klarmachst, dass es Idiotie ist, wie ihr arbeitet - dass ihr euch gegenseitig kaputtmacht - dass man euch so auseinanderdividiert hat, dass man alles aus euch herausholen kann. Das Beste wäre, sich darauf zu einigen, am nächsten Tag alle zusammen langsamer zu arbeiten und am übernächsten Tag noch etwas langsamer und am darauffolgenden Tag ganz langsam. Sollen die Grünen sich den Kopf zerbrechen, woran das liegt, euch kann man einzeln nichts nachweisen. Es sollte verhindert werden, dass einzelne, deren Zeit die Stopper für zu langsam halten, gegen andere, Neue, ausgetauscht werden, die noch nicht wissen, wo's lang geht. Schwieriger ist es, wenn du allein auf deiner Hütte, arbeitest. Die sagen dir, soundsoviel musst du erreichen. Da ist dein Nachbar, der auch soundsoviel Kugelschreiber zusammensteckt, und seit jeher ist das schon immer so gewesen. Und du merkst, dass du da einfach nicht mitkommst. Das müssen die reinsten Kugelschreiber-Schnellzusammensteck-Automaten sein, die da neben dir arbeiten. Die wahrscheinlich bis „Licht-aus" arbeiten und noch Lichtverlängerung dazu kriegen, um noch ein paar Stunden länger Um diese Forderungen nach außen zu bringen, haben wir im Anhang eine Liste von Anschriften der in Frage kommenden Organisationen zu­sammengestellt.


9.3. Die Arbeitsbedingungen

Immer mehr gehen die Knastbetriebe dazu über, nach modernen Methoden der Antreiberei zu arbeiten. Eine Art, die Gefangenen gegeneinander arbeiten zu lassen, ist das gemeinsame Pensum. Mehrere Gefangene erhalten für ein tägliches Pensum zum Beispiel die gleiche Entlohnung pro Person. In dem was der einzelne Gefangene in dieser Gruppe leistet, wird es nun gewisse Unterschiede geben. Es gibt ja immer welche, die um jeden Preis auf ein hohes Pensum kommen wollen, um ein paar Mark mehr zu bekommen. Das sind dann diejenigen, die die andern dazu antreiben, mehr zu arbeiten, um das sowieso schon hochgetriebene Pensum zu erfüllen und überzuerfüllen. Das Pensum wird auf diese Weise immer höher getrieben. Wer nicht soviel arbeiten will, wird entfernt, und es kommen solche, die das hochgetriebene Pensum für „natürlich" halten, weil man ihnen erklärt, dass ihre Vorgänger ja „auch soviel" ■ geschafft hätten. In manchen „Großbetrieben" im Knast sind die Arbeiten im Akkord organisiert. Die Arbeitsvorgänge sind in kleinste Einzelabschnitte zerlegt, zum Teil wird auch an „Bändern" gearbeitet. Um den Arbeitsablauf nirgendwo stocken zu lassen, wird gewöhnlich die Zeit, die jeder einzelne „Bandarbeiter" braucht, um seinen Teil der Arbeit zu verrichten, mit der Stoppuhr gemessen. Man errechnet dann, wie man die Bänder besetzen muss, um den Fluss der Arbeit in Gang zu haken und keine Pausen durch „Engpässe" bei einem besonders schwierigen Teil entstehen zu lassen. Die Zeiten, die der einzelne Arbeiter braucht, um seinen Teil fertigzustellen, sind meistens zu kurz bemessen »schon deswegen, weil sich der betreffende Bandarbeiter, dessen Zeit der Beamte abmisst, beobachtet fühlt und sich deswegen gezwungen sieht, einigermaßen „normal" oder auch noch viel zu hastig zu arbeiten. Auf diese Weise entsteht eine ganz unwirkliche Bandschnelligkeit - wenn nämlich die zu kurz bemessenen einzelnen Arbeitsabschnitte addiert werden, Wer sagt, dass das im Knast nicht möglich ist, sollte da nicht zu vorschnell urteilen. Es gibt natürlich viele kleine Werksbetriebe im Knast, die geradezu mittelalterlich-gemütlich dahinwerkeln und wo nicht mal die „Betriebsleitung" daran interessiert ist, dass es schneller geht. Beamte sind eben wenig geeignet für den Betrieb von Fabriken. Arbeitshetze ist ihnen normalerweise etwas Unbekanntes, weil sie selbst dafür nicht besser bezahlt werden als für das, was sie sonst tun, wenn sie auf der faulen Haut liegen. Aber es gibt inzwischen auch sehr „moderne" Betriebe, in denen die Bandgeschwindigkeit höher ist, als beim selben Betrieb draußen.

Arbeitshetze

Es ist dir natürlich klar, dass die ganze Antreiberei nur dadurch entstehen kann, dass jeder für sich keine Schwierigkeiten haben will. Die Schwierigkeiten, die jeder nicht haben will, kriegen dann alle zusammen, indem sie sich gegenseitig totarbeiten. Es hilft dir aber zum Beispiel nichts, wenn du dich stur stellst und langsamer arbeitest. Solange das die andern nicht auch tun, wirst du nur zum Arger aller andern. Das Band stockt, und du bist eindeutig derjenige, der es stocken lässt Ein paar Tage später bist du ausgewechselt, und dann sitzt da einer, der nicht solche Schwierigkeiten macht. Es hilft also nur, wenn du den andern klarmachst, dass es Idiotie ist, wie ihr arbeitet - dass ihr euch gegenseitig kaputtmacht - dass man euch so auseinanderdividiert hat, dass man alles aus euch herausholen kann. Das Beste wäre, sich darauf zu einigen, am nächsten Tag alle zusammen langsamer zu arbeiten und am übernächsten Tag noch etwas langsamer und am darauffolgenden Tag ganz langsam. Sollen die Grünen sich den Kopf zerbrechen, woran das liegt, euch kann man einzeln nichts nachweisen. Es sollte verhindert werden, dass einzelne, deren Zeit die Stopper für zu langsam halten, gegen andere, Neue, ausgetauscht werden, die noch nicht wissen, wo's lang geht. Schwieriger ist es, wenn du allein auf deiner Hütte, arbeitest. Die sagen dir, soundsoviel musst du erreichen. Da ist dein Nachbar, der auch soundsoviel Kugelschreiber zusammensteckt, und seit jeher ist das schon immer so gewesen. Und du merkst, dass du da einfach nicht mitkommst. Das müssen die reinsten Kugelschreiber-Schnellzusammensteck-Automaten sein, die da neben dir arbeiten. Die wahrscheinlich bis „Licht-aus" arbeiten und noch Lichtverlängerung dazu kriegen, um noch ein paar Stunden länger Um diese Forderungen nach außen zu bringen, haben wir im Anhang eine Liste von Anschriften der in Frage kommenden Organisationen zu­sammengestellt.


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