Der/Die Sozialarbeiter in

Aus Gefangenenratgeber

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5.6 Der Sozialarbeiter

Die Bedeutung des Sozialarbeiters ist sehr verschieden. In U-Haft hält sie sich in Grenzen. In Strafhaft hat er schon viel größere Bedeutung, sowohl für den Gefangenen wie für den Knast, und also auch mehr Macht. Und die wichtigste Rolle spielt der Sozialarbeiter im Jugendvollzug. Natürlich ist das auch vom jeweiligen Knast abhängig. Die Regel wird wohl sein, dass man als Gefangener nicht sehr viel von der Anwesenheit der Sozialarbeiter spüren wird.

Welche Rolle er im Knast spielt

Der Sozialarbeiter wird oft dargestellt als dein Wegbereiter, dein Förderer oder dein Helfer. Ist er wirklich mehr als bloß ein getarnter Überwacher? Vor allem im Jugendvollzug übernimmt der Sozialarbeiter nicht selten die Postkontrolle. Das sind Momente, wo klar wird, dass auch er ein Teil des Knastes ist. Die Sozialarbeiter gewinnen im Gegensatz zu den Uniformierten leicht das Vertrauen von Gefangenen, weil sie oft den Eindruck machen, gegen die Grünen und gegen die Anstaltsleitung zu arbeiten, und manchmal tun sie es auch tatsächlich in kleinen Dingen. Es gibt tatsächlich welche, die ihr Wissen nicht gegen dich ausspielen und die gegen die Anstaltsleitung arbeiten. Was ist die Motivation dieser Leute, und. wonach kann man einen Sozialarbeiter einschätzen? Vielleicht kann man einen solchen „Oppo­sitionellen" im Vollzug als gutwilligen Illusionär bezeichnen. Aber wie sehr kann man sich auf seinen guten Willen verlassen? Der Sozialarbeiter hat irgendwann diesen Beruf aus einem bestimmten Motiv ergriffen. Dieses Motiv kann bei einem solchen Beruf nicht einfach ein zufällig äußerliches, also grade eine Gelegenheit gewesen sein. Das gibt es natürlich auch, aber die meisten Sozialarbeiter werden den Beruf als eine Art von caritativer Tätigkeit ansehen oder angesehen haben -jedenfalls zu dem Zeitpunkt, wo sie ihn ergriffen haben. Es muss in ihnen so etwas wie eine „soziale Ader" gewesen sein, irgend so eine Art von sich selber aufopfern, den andern helfen usw. Und diese moralischen Motive sind dann in ihrer Tätigkeit konfrontiert worden mit den Zwängen, die ganz andere Ergebnisse hervorgebracht haben als sie es sich dachten. Dann dauerte es

Die Gespaltenheit des Sozialarbeiters

Wie er dann darauf reagiert, ist meistens so, wie man es von vielen Beamten kennt, nämlich mit Zynismus- mit Verachtung gegenüber denjenigen, mit denen er umgeht. Als seien sie nicht gut genug für das, was man für sie tun will, und als läge es an ihnen, wenn altes nicht klappt. Das ist die augenzwinkernde Übereinstimmung aller Beamten - dass man es hier mit Leuten zu tun hat, die eben ein für allemal verpfuscht sind und an denen alle Anstrengung vergeblich ist. So entsteht der Charakter des zynischen, ablehnenden, auch offensichtlich faulen Sozialarbeiters, der keinen Sinn darin sieht, dir irgendwas zu erklären oder irgendwas für dich zu tun,was über das Nötigste des von ihm Abverlangten hinausgeht. Er wird vielleicht sogar bei sich denken, dass es eigentlich nur gut sein kann, wenn er überhaupt nichts tut.

Die Angst des Sozialarbeiters

Die Sozialarbeiter leben gefährlich, wenn sie sich auf eine Opposition gegen den Knast einlassen. Sie sind dauernd in Gefahr, entdeckt und rausgeworfen zu werden. Sie versündigen sich gegen den Korpsgeist der Beamten. Solche Außenseiter werden im Strafvollzug gewöhnlich sehr bald entdeckt, man misstraut ihnen. Man schließt sie von den Beamten­konferenzen aus, man spinnt Intrigen gegen sie, man will sie loswerden und man wird sie gewöhnlich auch los. Sie müssen sich deshalb sehr vorsichtig verhalten, und je vorsichtiger sie sind, desto angepasster werden sie sich auch verhalten. Sie werden also nach außen das Bild geben, das man von ihnen verlangt, nämlich des distanzierten Umgangs mit Gefangenen und der ständigen Verweigerung von Forderungen. Man kann sich schlecht denken, dass jemand, der wirklich seine guten Motive behält und der sieht, was um ihn herum vorgeht und der sich nicht anpasst, im Strafvollzug weiter mitmachen kann. Hier bleiben immer nur die übrig, die sich, nach einer mehr oder weniger langen Zeit des Widerwillens, schließlich doch anpassen und auf moralische Motive, auf irgendeine Aussicht der Verbesserung schließlich verzichten - oder die sich ein abstruses Begründungssystem ihrer eigenen Unmoral zurechtlegen, um sie nicht mehr bemerken zu müssen. Im Folgenden werden die verschiedenen Aufgaben des Sozialarbeiters im Knast beschrieben - und die Bedeutung, die er dabei für einen Gefangenen haben kann. Mitwirkung bei der „ Persönlichkeitserforschung" im Aufnahmevollzug Die Aufgabe des Sozialarbeiters bei der „Persönlichkeitserforschung" konzentriert sich darauf, eine Anamnese, eine Art Lebensgeschichte als „Krankheitsvorge-schichte" aufzustellen - also dich über dein Leben auszufragen. Das geschieht normalerweise nur in Strafhaft, bei jugendlichen aber auch schon in U-Haft. Er wendet weniger psychologische Tests an, sondern versucht das Leben des Gefangenen aufzurollen. Das Ergebnis kann dann wiederum vom Psychologen zur Auswertung seiner Tests und zu seiner psychologischen Analyse mitverwendet werden. Der Sozialarbeiter selbst geht aber zunächst mal nur informationssam-melnd vor. Für ihn mag. die Information über dein Leben dazu dienen, dich und deine „kriminelle Karriere" besser zu verstehen. Der Anstaltsleitung und den Richtern geht es weniger darum, deine Vergangenheit 2U verstehen, sondern deine Zukunft vorauszusehen, z. B. zur Beurteilung deiner Eignung, nach 2/3 der Strafe freigelassen zu werden. Hier kann deine Offenheit gegen dich zurückschlagen. Die Aufstellung, Durchführung und Weiterentwicklung des sogenannten Vollzugsplans Eine weitere strafvollzugsspezifische Aufgabe des Sozialarbeiters, ist seine Mitwirkung bei der Aufstellung des Vollzugsplans. Er hat bei der Gestaltung des Knastablaufs mitzureden. Das ist ein Punkt, der im Abschnitt 2.2.(Aufnahme­prozedur) schon behandelt worden ist. Dieser Vollzugsplan ist das Ergebnis aus der. Persönlichkeitserforschung, Weniger problematisch sind die anderen Aufgabenbereiche. Hier kannst du leichter vom Sozialarbeiter Unterstützung fordern, ohne dass du dafür etwas geben musst.

Mitwirkung bei der „ Persönlichkeitserforschung" im Aufnahmevollzug

Die Aufgabe des Sozialarbeiters bei der „Persönlichkeitserforschung" konzentriert sich darauf, eine Anamnese, eine Art Lebensgeschichte als „Krankheitsvorge-schichte" aufzustellen - also dich über dein Leben auszufragen. Das geschieht normalerweise nur in Strafhaft, bei jugendlichen aber auch schon in U-Haft. Er wendet weniger psychologische Tests an, sondern versucht das Leben des Gefangenen aufzurollen. Das Ergebnis kann dann wiederum vom Psychologen zur Auswertung seiner Tests und zu seiner psychologischen Analyse mitverwendet werden. Der Sozialarbeiter selbst geht aber zunächst mal nur informationssammelnd vor. Für ihn mag. die Information über dein Leben dazu dienen, dich und deine „kriminelle Karriere" besser zu verstehen. Der Anstaltsleitung und den Richtern geht es weniger darum, deine Vergangenheit 2U verstehen, sondern deine Zukunft vorauszusehen, z. B. zur Beurteilung deiner Eignung, nach 2/3 der Strafe freigelassen zu werden. Hier kann deine Offenheit gegen dich zurückschlagen.

Die Aufstellung, Durchführung und Weiterentwicklung des sogenannten Vollzugsplans

Eine weitere strafvollzugsspezifische Aufgabe des Sozialarbeiters, ist seine Mitwirkung bei der Aufstellung des Vollzugsplans. Er hat bei der Gestaltung des Knastablaufs mitzureden. Das ist ein Punkt, der im Abschnitt 2.2.(Aufnahme­prozedur) schon behandelt worden ist. Dieser Vollzugsplan ist das Ergebnis aus der. Persönlichkeitserforschung, Weniger problematisch sind die anderen Aufgabenbereiche. Hier kannst du leichter vom Sozialarbeiter Unterstützung fordern, ohne dass du dafür etwas geben musst.

Die Einzelberatung

Sachen. Du musst einfach nur zu ihm hingehen und dein formales Problem, das du hast, ihm schildern, ohne dass du etwas von dir hergeben musst. Mancher Sozialarbeiter ist auch ansprechbar auf persönliche Probleme. Da wird es jedoch dann problematisch, wenn man ihn als Ersatz für den sozialen Entzug, unter dem man leidet, benutzt und anfängt, ihm das.Herz auszuschütten, ihm also seine familiären, sexuellen und anderen Probleme anvertraut. Du mußt davon ausgehen, dass ihn trotz - oder wegen - seiner Ausbildung viele der Probleme der Gefangenen wahrscheinlich egal sein werden oder ihn überfordern. Er wird einem auf jedes Problem mit etwas antworten, was seinem Beamtenverstand entspricht. Er wird demjenigen, der Eheprobleme hat, raten zum Psychologen zu gehen, und der Psychologe wird ihm raten, dass er Urlaub beantragen soll, und der Richter wird diesen Urlaub nicht genehmigen, weil kein triftiger Grund vorliegt. Das Problem, das man hat, wird sich immer nur für die andere Seite, die Justiz, die Institution, lösen. Aus einem menschlichen Problem wird ein administratives. Das .administrative Problem kann, wie alle administrativen Probleme, durch Maßnahmen gelöst werden. Dein Problem bleibt ungelöst. Du hast dich an die falsche Stelle gewandt, und vielleicht kannst du das Problem überhaupt nur selbst lösen.' Außerdem: Oben wurde bereits gesagt, dass die Person des Sozialarbeiters oft gespalten ist - man weiß nie, mit welcher Hälfte von ihm man es gerade zu tun hat. Ein vertrauliches Gespräch mit ihm bleibt dann oft nicht lange vertraulich. Dieses Nichtverstehen und Nichtvertrauen wird beim Psychologen noch viel deutlicher zu spüren sein. Es ist ein gegenseitiges. Beim Sozialarbeiter handelt es sich meistens um ganz formale Dinge, die man von ihm will, also von vornherein schon etwas, was mit Behörden zu tun hat - die Erledigung der administrativen Seite der eigenen Probleme. Hierbei wird er einem unter Umständen auch ein wenig „helfen" können. Wobei natürlich das, was du als „Hilfe" an dir siehst, nichts anderes ist, als dass sich die Bürokratie selbst hilft. Ohne Rechtsanwälte, Sozialarbeiter und die vielen anderen, die stellvertretend für ihre Klienten administrative Probleme regeln; würde die Administration nicht mehr funktionieren. Zuviel Unlösbares würde sich' ansammeln. Niemand würde vielleicht dann mehr daran denken, die Dinge so zu sehen, wie sie von den Bürokraten gesehen werden. Niemand mehr würde sich der absurden juristischen Sprache bedienen, um sein Problem klarzumachen. Damit würden sich aber alle Probleme, die die Bürokratie nicht mehr lösen kann, zu politischen Auseinandersetzungen zuspitzen. Um solche politischen Auseinander­setzungen zu verhindern und gefügige „Stellvertreter" anstelle der Betroffenen zu finden, gibt es diese Berufe, zu denen auch der Sozialarbeiter gehört.

Gruppenarbeit

Der Sozialarbeiter hat Einfluss auf die Gemeinschaftsgruppen im Knast. Oft leitetet sie sogar. Wenn man ganz bestimmte Gruppen durchsetzen will, ist es vielleicht sinnvoll, sich an den Sozialarbeiter zu wenden. Oft besteht die Möglichkeit, dass einzelne Gefangene bestimmte Gruppen ins Leben rufen können, wenn sie aus dem „Sozialstab" des Knastes einen Beamten dafür interessieren können (siehe auch den Abschnitt 3.5, Gemeinschaftsveranstaltungen)..

Förderung der Beziehungen nach draußen

Hier geht es darum, dass man sich zum Beispiel beim Sozialarbeiter dafür einsetzen kann, dass man Sonderbesuch bekommt, wobei der Sozialarbeiter dann natürlich fragen wird, warum. Und sich dann möglicherweise in Sachen hineinzuhängen versucht, die ihn absolut nichts angehen. Hier ergibt sich aber die gleiche Problematik wie oben schon beschrieben. Wenn der Sozialarbeiter jemand ist, der vorgibt auf deiner Seite zu stehen, dann muss er sich für den Sonderbesuch einsetzen, ohne dass er von dir verlangt, dass du ihm alle deine Probleme anvertraust. Meist ist es jedoch so, dass sich der Sozialarbeiter nicht darum reißt, sich in deine Privatangelegenheit einzumischen. Er wird oft dazu gar keine Zeit haben. Er ist dann damit zufrieden, wenn du an ihn klipp und klar eine Forderung richtest und er sich mir deinem Problem nicht weiter abgeben muss. Vielleicht ist das ein Moment, das einen davor schützt, vom Sozialarbeiter allzu sehr verwaltet zu werden.

Ausführung, Ausgang, Urlaub, Haftunterbrechung, Gnadengesuche, vorzei­tige Entlassung (Strafhaft)

Die Entscheidung über diese Maßnahmen ist auch abhängig von dem, was der Sozialarbeiter im einzelnen Fall dazu meint. Der Sozialarbeiter wird wahrscheinlich vorher ein Gespräch mit dir darüber führen, Auch hier kann man wieder den Anspruch an den Sozialarbeiter richten: Wenn du, wie du behauptest, mir helfen willst, dann muss ich von dir erwarten können, dass du es auch ohne eine Vorleistung der Anpassung tust. Eine positive Begründung für Ausgang, für Urlaub, für vorzeitige Entlassung kann man immer finden. Man kann aus allen Sachverhalten eine positive Begründung fabrizieren, egal welche Informationen man hat - und besonders mit der Wendigkeit und der Kenntnis eines Sozialarbeiters.

Berufsausbildung, Schulabschlüsse

Auch hier redet der Sozialarbeiter mit. Dabei ist es sinnvoll, möglichst seine eigenen Interessen zu formulieren und den Sozialarbeiter zu ihrer Durchsetzung einzusetzen, wenn er dazu bereit ist - aber dass man sich nicht von ihm eine bestimmte Berufsausbildung aufschwatzen lasst.

Hilfe für die Entlassung

Dazu gehören Unterkunft, Arbeitsplatz, Orientierung über Arbeitslosengeld,Sozialhilfe,Entlassungsbekleidung, Arbeits- und Ausweispapiere, Reisekosten, Startkapital, erste Monatsmiete (dazu findest du Näheres im Kapitel  !2. Entlassung). Im übrigen sind das Punkte, wo die Beziehung zum Sozialarbeiter auch relativ unproblematisch sein kann. Es ist nur ein Problem des Umfangs dessen, was er einem zubilligen will.


5.6 Der Sozialarbeiter

Die Bedeutung des Sozialarbeiters ist sehr verschieden. In U-Haft hält sie sich in Grenzen. In Strafhaft hat er schon viel größere Bedeutung, sowohl für den Gefangenen wie für den Knast, und also auch mehr Macht. Und die wichtigste Rolle spielt der Sozialarbeiter im Jugendvollzug. Natürlich ist das auch vom jeweiligen Knast abhängig. Die Regel wird wohl sein, dass man als Gefangener nicht sehr viel von der Anwesenheit der Sozialarbeiter spüren wird.

Welche Rolle er im Knast spielt

Der Sozialarbeiter wird oft dargestellt als dein Wegbereiter, dein Förderer oder dein Helfer. Ist er wirklich mehr als bloß ein getarnter Überwacher? Vor allem im Jugendvollzug übernimmt der Sozialarbeiter nicht selten die Postkontrolle. Das sind Momente, wo klar wird, dass auch er ein Teil des Knastes ist. Die Sozialarbeiter gewinnen im Gegensatz zu den Uniformierten leicht das Vertrauen von Gefangenen, weil sie oft den Eindruck machen, gegen die Grünen und gegen die Anstaltsleitung zu arbeiten, und manchmal tun sie es auch tatsächlich in kleinen Dingen. Es gibt tatsächlich welche, die ihr Wissen nicht gegen dich ausspielen und die gegen die Anstaltsleitung arbeiten. Was ist die Motivation dieser Leute, und. wonach kann man einen Sozialarbeiter einschätzen? Vielleicht kann man einen solchen „Oppo­sitionellen" im Vollzug als gutwilligen Illusionär bezeichnen. Aber wie sehr kann man sich auf seinen guten Willen verlassen? Der Sozialarbeiter hat irgendwann diesen Beruf aus einem bestimmten Motiv ergriffen. Dieses Motiv kann bei einem solchen Beruf nicht einfach ein zufällig äußerliches, also grade eine Gelegenheit gewesen sein. Das gibt es natürlich auch, aber die meisten Sozialarbeiter werden den Beruf als eine Art von caritativer Tätigkeit ansehen oder angesehen haben -jedenfalls zu dem Zeitpunkt, wo sie ihn ergriffen haben. Es muss in ihnen so etwas wie eine „soziale Ader" gewesen sein, irgend so eine Art von sich selber aufopfern, den andern helfen usw. Und diese moralischen Motive sind dann in ihrer Tätigkeit konfrontiert worden mit den Zwängen, die ganz andere Ergebnisse hervorgebracht haben als sie es sich dachten. Dann dauerte es

Die Gespaltenheit des Sozialarbeiters

Wie er dann darauf reagiert, ist meistens so, wie man es von vielen Beamten kennt, nämlich mit Zynismus- mit Verachtung gegenüber denjenigen, mit denen er umgeht. Als seien sie nicht gut genug für das, was man für sie tun will, und als läge es an ihnen, wenn altes nicht klappt. Das ist die augenzwinkernde Übereinstimmung aller Beamten - dass man es hier mit Leuten zu tun hat, die eben ein für allemal verpfuscht sind und an denen alle Anstrengung vergeblich ist. So entsteht der Charakter des zynischen, ablehnenden, auch offensichtlich faulen Sozialarbeiters, der keinen Sinn darin sieht, dir irgendwas zu erklären oder irgendwas für dich zu tun,was über das Nötigste des von ihm Abverlangten hinausgeht. Er wird vielleicht sogar bei sich denken, dass es eigentlich nur gut sein kann, wenn er überhaupt nichts tut.

Die Angst des Sozialarbeiters

Die Sozialarbeiter leben gefährlich, wenn sie sich auf eine Opposition gegen den Knast einlassen. Sie sind dauernd in Gefahr, entdeckt und rausgeworfen zu werden. Sie versündigen sich gegen den Korpsgeist der Beamten. Solche Außenseiter werden im Strafvollzug gewöhnlich sehr bald entdeckt, man misstraut ihnen. Man schließt sie von den Beamten­konferenzen aus, man spinnt Intrigen gegen sie, man will sie loswerden und man wird sie gewöhnlich auch los. Sie müssen sich deshalb sehr vorsichtig verhalten, und je vorsichtiger sie sind, desto angepasster werden sie sich auch verhalten. Sie werden also nach außen das Bild geben, das man von ihnen verlangt, nämlich des distanzierten Umgangs mit Gefangenen und der ständigen Verweigerung von Forderungen. Man kann sich schlecht denken, dass jemand, der wirklich seine guten Motive behält und der sieht, was um ihn herum vorgeht und der sich nicht anpasst, im Strafvollzug weiter mitmachen kann. Hier bleiben immer nur die übrig, die sich, nach einer mehr oder weniger langen Zeit des Widerwillens, schließlich doch anpassen und auf moralische Motive, auf irgendeine Aussicht der Verbesserung schließlich verzichten - oder die sich ein abstruses Begründungssystem ihrer eigenen Unmoral zurechtlegen, um sie nicht mehr bemerken zu müssen. Im Folgenden werden die verschiedenen Aufgaben des Sozialarbeiters im Knast beschrieben - und die Bedeutung, die er dabei für einen Gefangenen haben kann. Mitwirkung bei der „ Persönlichkeitserforschung" im Aufnahmevollzug Die Aufgabe des Sozialarbeiters bei der „Persönlichkeitserforschung" konzentriert sich darauf, eine Anamnese, eine Art Lebensgeschichte als „Krankheitsvorge-schichte" aufzustellen - also dich über dein Leben auszufragen. Das geschieht normalerweise nur in Strafhaft, bei jugendlichen aber auch schon in U-Haft. Er wendet weniger psychologische Tests an, sondern versucht das Leben des Gefangenen aufzurollen. Das Ergebnis kann dann wiederum vom Psychologen zur Auswertung seiner Tests und zu seiner psychologischen Analyse mitverwendet werden. Der Sozialarbeiter selbst geht aber zunächst mal nur informationssam-melnd vor. Für ihn mag. die Information über dein Leben dazu dienen, dich und deine „kriminelle Karriere" besser zu verstehen. Der Anstaltsleitung und den Richtern geht es weniger darum, deine Vergangenheit 2U verstehen, sondern deine Zukunft vorauszusehen, z. B. zur Beurteilung deiner Eignung, nach 2/3 der Strafe freigelassen zu werden. Hier kann deine Offenheit gegen dich zurückschlagen. Die Aufstellung, Durchführung und Weiterentwicklung des sogenannten Vollzugsplans Eine weitere strafvollzugsspezifische Aufgabe des Sozialarbeiters, ist seine Mitwirkung bei der Aufstellung des Vollzugsplans. Er hat bei der Gestaltung des Knastablaufs mitzureden. Das ist ein Punkt, der im Abschnitt 2.2.(Aufnahme­prozedur) schon behandelt worden ist. Dieser Vollzugsplan ist das Ergebnis aus der. Persönlichkeitserforschung, Weniger problematisch sind die anderen Aufgabenbereiche. Hier kannst du leichter vom Sozialarbeiter Unterstützung fordern, ohne dass du dafür etwas geben musst.

Mitwirkung bei der „ Persönlichkeitserforschung" im Aufnahmevollzug

Die Aufgabe des Sozialarbeiters bei der „Persönlichkeitserforschung" konzentriert sich darauf, eine Anamnese, eine Art Lebensgeschichte als „Krankheitsvorge-schichte" aufzustellen - also dich über dein Leben auszufragen. Das geschieht normalerweise nur in Strafhaft, bei jugendlichen aber auch schon in U-Haft. Er wendet weniger psychologische Tests an, sondern versucht das Leben des Gefangenen aufzurollen. Das Ergebnis kann dann wiederum vom Psychologen zur Auswertung seiner Tests und zu seiner psychologischen Analyse mitverwendet werden. Der Sozialarbeiter selbst geht aber zunächst mal nur informationssammelnd vor. Für ihn mag. die Information über dein Leben dazu dienen, dich und deine „kriminelle Karriere" besser zu verstehen. Der Anstaltsleitung und den Richtern geht es weniger darum, deine Vergangenheit 2U verstehen, sondern deine Zukunft vorauszusehen, z. B. zur Beurteilung deiner Eignung, nach 2/3 der Strafe freigelassen zu werden. Hier kann deine Offenheit gegen dich zurückschlagen.

Die Aufstellung, Durchführung und Weiterentwicklung des sogenannten Vollzugsplans

Eine weitere strafvollzugsspezifische Aufgabe des Sozialarbeiters, ist seine Mitwirkung bei der Aufstellung des Vollzugsplans. Er hat bei der Gestaltung des Knastablaufs mitzureden. Das ist ein Punkt, der im Abschnitt 2.2.(Aufnahme­prozedur) schon behandelt worden ist. Dieser Vollzugsplan ist das Ergebnis aus der. Persönlichkeitserforschung, Weniger problematisch sind die anderen Aufgabenbereiche. Hier kannst du leichter vom Sozialarbeiter Unterstützung fordern, ohne dass du dafür etwas geben musst.

Die Einzelberatung

Sachen. Du musst einfach nur zu ihm hingehen und dein formales Problem, das du hast, ihm schildern, ohne dass du etwas von dir hergeben musst. Mancher Sozialarbeiter ist auch ansprechbar auf persönliche Probleme. Da wird es jedoch dann problematisch, wenn man ihn als Ersatz für den sozialen Entzug, unter dem man leidet, benutzt und anfängt, ihm das.Herz auszuschütten, ihm also seine familiären, sexuellen und anderen Probleme anvertraut. Du mußt davon ausgehen, dass ihn trotz - oder wegen - seiner Ausbildung viele der Probleme der Gefangenen wahrscheinlich egal sein werden oder ihn überfordern. Er wird einem auf jedes Problem mit etwas antworten, was seinem Beamtenverstand entspricht. Er wird demjenigen, der Eheprobleme hat, raten zum Psychologen zu gehen, und der Psychologe wird ihm raten, dass er Urlaub beantragen soll, und der Richter wird diesen Urlaub nicht genehmigen, weil kein triftiger Grund vorliegt. Das Problem, das man hat, wird sich immer nur für die andere Seite, die Justiz, die Institution, lösen. Aus einem menschlichen Problem wird ein administratives. Das .administrative Problem kann, wie alle administrativen Probleme, durch Maßnahmen gelöst werden. Dein Problem bleibt ungelöst. Du hast dich an die falsche Stelle gewandt, und vielleicht kannst du das Problem überhaupt nur selbst lösen.' Außerdem: Oben wurde bereits gesagt, dass die Person des Sozialarbeiters oft gespalten ist - man weiß nie, mit welcher Hälfte von ihm man es gerade zu tun hat. Ein vertrauliches Gespräch mit ihm bleibt dann oft nicht lange vertraulich. Dieses Nichtverstehen und Nichtvertrauen wird beim Psychologen noch viel deutlicher zu spüren sein. Es ist ein gegenseitiges. Beim Sozialarbeiter handelt es sich meistens um ganz formale Dinge, die man von ihm will, also von vornherein schon etwas, was mit Behörden zu tun hat - die Erledigung der administrativen Seite der eigenen Probleme. Hierbei wird er einem unter Umständen auch ein wenig „helfen" können. Wobei natürlich das, was du als „Hilfe" an dir siehst, nichts anderes ist, als dass sich die Bürokratie selbst hilft. Ohne Rechtsanwälte, Sozialarbeiter und die vielen anderen, die stellvertretend für ihre Klienten administrative Probleme regeln; würde die Administration nicht mehr funktionieren. Zuviel Unlösbares würde sich' ansammeln. Niemand würde vielleicht dann mehr daran denken, die Dinge so zu sehen, wie sie von den Bürokraten gesehen werden. Niemand mehr würde sich der absurden juristischen Sprache bedienen, um sein Problem klarzumachen. Damit würden sich aber alle Probleme, die die Bürokratie nicht mehr lösen kann, zu politischen Auseinandersetzungen zuspitzen. Um solche politischen Auseinander­setzungen zu verhindern und gefügige „Stellvertreter" anstelle der Betroffenen zu finden, gibt es diese Berufe, zu denen auch der Sozialarbeiter gehört.

Gruppenarbeit

Der Sozialarbeiter hat Einfluss auf die Gemeinschaftsgruppen im Knast. Oft leitetet sie sogar. Wenn man ganz bestimmte Gruppen durchsetzen will, ist es vielleicht sinnvoll, sich an den Sozialarbeiter zu wenden. Oft besteht die Möglichkeit, dass einzelne Gefangene bestimmte Gruppen ins Leben rufen können, wenn sie aus dem „Sozialstab" des Knastes einen Beamten dafür interessieren können (siehe auch den Abschnitt 3.5, Gemeinschaftsveranstaltungen)..

Förderung der Beziehungen nach draußen

Hier geht es darum, dass man sich zum Beispiel beim Sozialarbeiter dafür einsetzen kann, dass man Sonderbesuch bekommt, wobei der Sozialarbeiter dann natürlich fragen wird, warum. Und sich dann möglicherweise in Sachen hineinzuhängen versucht, die ihn absolut nichts angehen. Hier ergibt sich aber die gleiche Problematik wie oben schon beschrieben. Wenn der Sozialarbeiter jemand ist, der vorgibt auf deiner Seite zu stehen, dann muss er sich für den Sonderbesuch einsetzen, ohne dass er von dir verlangt, dass du ihm alle deine Probleme anvertraust. Meist ist es jedoch so, dass sich der Sozialarbeiter nicht darum reißt, sich in deine Privatangelegenheit einzumischen. Er wird oft dazu gar keine Zeit haben. Er ist dann damit zufrieden, wenn du an ihn klipp und klar eine Forderung richtest und er sich mir deinem Problem nicht weiter abgeben muss. Vielleicht ist das ein Moment, das einen davor schützt, vom Sozialarbeiter allzu sehr verwaltet zu werden.

Ausführung, Ausgang, Urlaub, Haftunterbrechung, Gnadengesuche, vorzei­tige Entlassung (Strafhaft)

Die Entscheidung über diese Maßnahmen ist auch abhängig von dem, was der Sozialarbeiter im einzelnen Fall dazu meint. Der Sozialarbeiter wird wahrscheinlich vorher ein Gespräch mit dir darüber führen, Auch hier kann man wieder den Anspruch an den Sozialarbeiter richten: Wenn du, wie du behauptest, mir helfen willst, dann muss ich von dir erwarten können, dass du es auch ohne eine Vorleistung der Anpassung tust. Eine positive Begründung für Ausgang, für Urlaub, für vorzeitige Entlassung kann man immer finden. Man kann aus allen Sachverhalten eine positive Begründung fabrizieren, egal welche Informationen man hat - und besonders mit der Wendigkeit und der Kenntnis eines Sozialarbeiters.

Berufsausbildung, Schulabschlüsse

Auch hier redet der Sozialarbeiter mit. Dabei ist es sinnvoll, möglichst seine eigenen Interessen zu formulieren und den Sozialarbeiter zu ihrer Durchsetzung einzusetzen, wenn er dazu bereit ist - aber dass man sich nicht von ihm eine bestimmte Berufsausbildung aufschwatzen lasst.

Hilfe für die Entlassung

Dazu gehören Unterkunft, Arbeitsplatz, Orientierung über Arbeitslosengeld,Sozialhilfe,Entlassungsbekleidung, Arbeits- und Ausweispapiere, Reisekosten, Startkapital, erste Monatsmiete (dazu findest du Näheres im Kapitel  !2. Entlassung). Im übrigen sind das Punkte, wo die Beziehung zum Sozialarbeiter auch relativ unproblematisch sein kann. Es ist nur ein Problem des Umfangs dessen, was er einem zubilligen will.


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