Blutungen

Aus Gefangenenratgeber

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17.5. Blutungen

Schon kleine Blutverluste können bei manchen Menschen und besonders in der Gefängnissituation zum Schock führen und lebensbedrohlich sein. Blutungen großer Gefäße gibt es im Knast praktisch nur als Folge eines Selbsttötungsversuchs oder von Schlägereien. Falls sie zusammen mit Mehrfachverletzungen auftreten, gilt die Faustregel: Zuerst massive Ge­fäßblutungen so schnell wie möglich stillen, und dann mit der Wiederbelebung beginnen. Ein_e Mitgefangene_r, der_die aus einer großen Arterie des Oberschenkels, Halses oder der Arme blutet, kann innerhalb von ein bis zwei Minuten verloren sein! Jede größere Blutungsquelle muss sofort gestoppt werden, gleichgültig auf welche Art und Weise. Ist das Blut dunkel, pulsiert und quillt nur hervor und spritzt nicht wie aus einer Fontäne hervor, dann sofort mit frischem Taschentuch oder ähnlichem auf die Blutung drücken. Gibt es eine Wundhöhle, dann diese verstopfen. Das Taschentuch mit Hilfe einer breiten Notbinde (beispielsweise dem Hemd) fest am Körper be­festigen. Dann die verletzte Partie über Herzhöhe heben und so festhalten. Notarzt zur weiteren Wundversorgung verlangen. Ist das Blut hell, spritzt stoßweise aus der Verletzung hervor, und ist die verletzte Schlagader groß und sichtbar, sofort in die Wunde hineinfassen und die Ader zwischen Daumen und Zeigefinger abklemmen. Ist ein zweiter Mitgefangener da oder ist die Ader nicht direkt abzuklemmen, dann durch Druck die Ader zwischen Herz und Wunde abklemmen. In allen Fällen muss eine endgültige Wundversorgung durch den Chirurgen erfolgen. Transport ins Krankenhaus durchsetzen.

Blutungen nach Verletzungen

Anzeichen: Kopfplatzwunden bluten meist besonders stark, immer muss nach einer Schädelverletzung gesucht werden. Blutungen aus den Venen (Gefäße, die das Blut zum Herzen zurückführen und sauerstoffarm sind) pulsieren nicht und sickern meistens, Blutungen aus Hämorrhoiden am Enddarm können jedoch sehr stark sein. Blutungen aus den Arterien (Gefäße, die das sauerstoffreiche Blut in die Beine und Organe bringen) sind meist besonders stark und pulsieren stoßweise, sie sind besonders bei großen Gefäßen sehr gefährlich.

Selbsthilfe: Sofort Stillen der Blutung, am besten durch Druck auf die Wunde selbst (natürlich nicht bei offenen Brüchen, bei Messerstichverletzungen das Messer nicht gewaltsam rausziehen) oder an den großen Gefäßen abbinden zwischen Wunde und Herz, Ruhigstellung.

Arzt: Wundversorgung, Versorgung des Bruches, evtl. Krankenhauseinweisung, Schockbekämpfung, Wiederbelebungsmaßnahmen.

Bluthusten

Das Blut wird abgehustet, also nicht unwillkürlich erbrochen. Dennoch ist die eigene Unterscheidung oft schwierig.

Anzeichen: Das Blut ist hellrot, schaumig, oft mit Spucke durchsetzt. Wenn das Blut runtergeschluckt und vom Magen angedaut wird, kann es beim Erbrechen kaffeesatzartig aussehen. Häufigste Ursache im Knast: Offene, unbehandelete Lungentuberkulose, Bronchenauswehung bei Asthma, chronische Stauungslunge, Herzfehler, Fremdkörper in den Atemwegen, chronische Bronchitis, Lungenkrebs.

Selbsthilfe: Ruhigstellung, Schockbekämpfung, Arzt rufen und sofortige Krankenhauseinweisung verlangen.

Arzt: Schockbekämpfung, Diagnose stellen, vor allem muss die Lunge geröngt und evtl. eine Bronchoskopie gemacht, d.h. in die Luftwege hineingesehen werden.

Bluterbrechen

Häuptursachen im Knast sind: Blutende Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre, geplatzte Speiseröhrengefäße bei schwerem Leberschaden, Magenschleimhautent­zündung, Magen-, Darmkrebs, Darmverschluß.

Anzeichen: Meist wird Blut erbrochen, das entweder hellrot, himbeergeleeartig oder wie Kaffeesatz aussieht, je nachdem wie lange das Blut im Magen gewesen ist. Alarmierend sind immer massive Blutungen im Schwall.

Behandlung: Sofortige Krankenhauseinweisung und Untersuchung, Erstbehand­lung wie beim Schock, Magensonde.

Blut im Urin

Ist nur selten lebensgefährlich. Es muss sofort geklärt werden, ob die Ursachen Steine, akute Nierenentzündungen oder -geschwülste sind oder ob Verletzungen (z.B. Nierenkapselriss mit Schmerzen in der Nierengegend meist unterhalb der Rippen neben der Wirbeisäule hinten) vorliegen, die meist alarmierend sind.

Behandlung: Sofort krankenhausärztliche Untersuchung fordern, Blutbild- und Urinuntersuchung, evtl. Röntgen der Niere mit Kontrastmittel, Blasenspiegelung, Röntgen der Nierengefäße.

Blut im Stuhl

Anzeichen: Manchmal hellrotes Blut auf dem Stuhl (Hämorrhoiden, „Wolf"), manchmal hellrot-schleimige Stühle (aus dem Enddarm bei Entzündungen, Mißbil­dungen, Geschwülsten) und manchmal pechschwarz-stinkend (kommt als Teerstuhl aus oberen Darmabschnitten).

Behandlung: Ursache muß sofort gefunden werden, auf Verletzungen achten! Evtl. Schockbekämpfung und Krankenhauseinweisung.

Blutung aus Nase, Ohr und Bluterguß am Auge

Ist immer verdächtig auf eine lebensgefährliche Verletzung des Schädels und des Gehirns, muss sofort genauestens im Krankenhaus untersucht werden. Bei allen längeren oder großen Blutungen darf keine Sekunde gewartet werden, Schockgefahr.


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17.5. Blutungen

Schon kleine Blutverluste können bei manchen Menschen und besonders in der Gefängnissituation zum Schock führen und lebensbedrohlich sein. Blutungen großer Gefäße gibt es im Knast praktisch nur als Folge eines Selbsttötungsversuchs oder von Schlägereien. Falls sie zusammen mit Mehrfachverletzungen auftreten, gilt die Faustregel: Zuerst massive Ge­fäßblutungen so schnell wie möglich stillen, und dann mit der Wiederbelebung beginnen. Ein_e Mitgefangene_r, der_die aus einer großen Arterie des Oberschenkels, Halses oder der Arme blutet, kann innerhalb von ein bis zwei Minuten verloren sein! Jede größere Blutungsquelle muss sofort gestoppt werden, gleichgültig auf welche Art und Weise. Ist das Blut dunkel, pulsiert und quillt nur hervor und spritzt nicht wie aus einer Fontäne hervor, dann sofort mit frischem Taschentuch oder ähnlichem auf die Blutung drücken. Gibt es eine Wundhöhle, dann diese verstopfen. Das Taschentuch mit Hilfe einer breiten Notbinde (beispielsweise dem Hemd) fest am Körper be­festigen. Dann die verletzte Partie über Herzhöhe heben und so festhalten. Notarzt zur weiteren Wundversorgung verlangen. Ist das Blut hell, spritzt stoßweise aus der Verletzung hervor, und ist die verletzte Schlagader groß und sichtbar, sofort in die Wunde hineinfassen und die Ader zwischen Daumen und Zeigefinger abklemmen. Ist ein zweiter Mitgefangener da oder ist die Ader nicht direkt abzuklemmen, dann durch Druck die Ader zwischen Herz und Wunde abklemmen. In allen Fällen muss eine endgültige Wundversorgung durch den Chirurgen erfolgen. Transport ins Krankenhaus durchsetzen.

Blutungen nach Verletzungen

Anzeichen: Kopfplatzwunden bluten meist besonders stark, immer muss nach einer Schädelverletzung gesucht werden. Blutungen aus den Venen (Gefäße, die das Blut zum Herzen zurückführen und sauerstoffarm sind) pulsieren nicht und sickern meistens, Blutungen aus Hämorrhoiden am Enddarm können jedoch sehr stark sein. Blutungen aus den Arterien (Gefäße, die das sauerstoffreiche Blut in die Beine und Organe bringen) sind meist besonders stark und pulsieren stoßweise, sie sind besonders bei großen Gefäßen sehr gefährlich.

Selbsthilfe: Sofort Stillen der Blutung, am besten durch Druck auf die Wunde selbst (natürlich nicht bei offenen Brüchen, bei Messerstichverletzungen das Messer nicht gewaltsam rausziehen) oder an den großen Gefäßen abbinden zwischen Wunde und Herz, Ruhigstellung.

Arzt: Wundversorgung, Versorgung des Bruches, evtl. Krankenhauseinweisung, Schockbekämpfung, Wiederbelebungsmaßnahmen.

Bluthusten

Das Blut wird abgehustet, also nicht unwillkürlich erbrochen. Dennoch ist die eigene Unterscheidung oft schwierig.

Anzeichen: Das Blut ist hellrot, schaumig, oft mit Spucke durchsetzt. Wenn das Blut runtergeschluckt und vom Magen angedaut wird, kann es beim Erbrechen kaffeesatzartig aussehen. Häufigste Ursache im Knast: Offene, unbehandelete Lungentuberkulose, Bronchenauswehung bei Asthma, chronische Stauungslunge, Herzfehler, Fremdkörper in den Atemwegen, chronische Bronchitis, Lungenkrebs.

Selbsthilfe: Ruhigstellung, Schockbekämpfung, Arzt rufen und sofortige Krankenhauseinweisung verlangen.

Arzt: Schockbekämpfung, Diagnose stellen, vor allem muss die Lunge geröngt und evtl. eine Bronchoskopie gemacht, d.h. in die Luftwege hineingesehen werden.

Bluterbrechen

Häuptursachen im Knast sind: Blutende Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre, geplatzte Speiseröhrengefäße bei schwerem Leberschaden, Magenschleimhautent­zündung, Magen-, Darmkrebs, Darmverschluß.

Anzeichen: Meist wird Blut erbrochen, das entweder hellrot, himbeergeleeartig oder wie Kaffeesatz aussieht, je nachdem wie lange das Blut im Magen gewesen ist. Alarmierend sind immer massive Blutungen im Schwall.

Behandlung: Sofortige Krankenhauseinweisung und Untersuchung, Erstbehand­lung wie beim Schock, Magensonde.

Blut im Urin

Ist nur selten lebensgefährlich. Es muss sofort geklärt werden, ob die Ursachen Steine, akute Nierenentzündungen oder -geschwülste sind oder ob Verletzungen (z.B. Nierenkapselriss mit Schmerzen in der Nierengegend meist unterhalb der Rippen neben der Wirbeisäule hinten) vorliegen, die meist alarmierend sind.

Behandlung: Sofort krankenhausärztliche Untersuchung fordern, Blutbild- und Urinuntersuchung, evtl. Röntgen der Niere mit Kontrastmittel, Blasenspiegelung, Röntgen der Nierengefäße.

Blut im Stuhl

Anzeichen: Manchmal hellrotes Blut auf dem Stuhl (Hämorrhoiden, „Wolf"), manchmal hellrot-schleimige Stühle (aus dem Enddarm bei Entzündungen, Mißbil­dungen, Geschwülsten) und manchmal pechschwarz-stinkend (kommt als Teerstuhl aus oberen Darmabschnitten).

Behandlung: Ursache muß sofort gefunden werden, auf Verletzungen achten! Evtl. Schockbekämpfung und Krankenhauseinweisung.

Blutung aus Nase, Ohr und Bluterguß am Auge

Ist immer verdächtig auf eine lebensgefährliche Verletzung des Schädels und des Gehirns, muss sofort genauestens im Krankenhaus untersucht werden. Bei allen längeren oder großen Blutungen darf keine Sekunde gewartet werden, Schockgefahr.