Arbeit, Geld, Einkauf und Essen

Aus Gefangenenratgeber

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9. Arbeit, Geld, Einkauf und Essen

„Arbeit ist Grundlage eines geordneten und wirksamen Straf Vollzugs", so hieß es in Nr. 80 der alten Dienst- und Vollzugsordnung. Damit wird auf den eigentlichen Charakter der Knastarbeit hingewiesen: Sie ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Strafe selbst. Geschichtlich gesehen waren die ersten Knäste eigentlich nur Zwangsarbeitshäuser, die die Funktion hatten, Menschen in brutale, stumpfsinnige und entwürdigende Arbeitsabläufe einzupressen. Arbeitslosigkeit unter den Gefangenen war der Anstalt schon immer ein Gräuel - oft unter dem Deckmäntelchen humanitärer Scheinheiligkeit: „die Armen, noch nicht mal das bisschen Geld ist ihnen vergönnt", so heißt es allenthalben im Chor. Schlaue Kriminologen haben längst erkannt, dass „längere Untätigkeit der Insassen" schnell in „Steigerung der Spannungen und offen ausbrechende Konflikte" umschlägt. Als die wissenschaftlichen Strategen des Strafvollzugs empfehlen sie selbst ökonomisch völlig nutzlose Tätigkeiten, die ihre Bedeutung darin besitzen, dass sie „dem Anstaltsklima nutzen". Diese Empfehlungen besitzen Tradition, wurde doch vor fast zweihundert Jahren eigens zu diesem Zweck in England das Tretrad erfunden. Ein riesiges Rad, in dessen innerer Lauffläche der Gefangene eingesperrt war und es mit der Kraft seiner Füße antreiben musste Dieses Rad hatte keine andere Funktion, als jede Lebensenergie abzuschöpfen. Andern Charakter der Arbeit hat auch das so gefeierte neue Strafvollzugsgesetz nichts geändert. Geändert hat sich lediglich ihre Bezeichnung. Da ist von „arbeitstherapeutischer Beschäftigung" die Rede und von den „Fähigkeiten, Fertigkeiten und Neigungen" des Gefangenen, die berücksichtigt werden sollen. Was die Gefangenen zum Arbeiten bewegt, sind jedoch drei ganz andere Gründe: Es sind die drohenden Disziplinarstrafen, die Einsamkeit und Leere des Knastalltags und schließlich die magere Entlohnung. Wir wollen in den folgenden Abschnitten zunächst einmal sehen, was es mit der Arbeit in U-Haft {Abschnitt 9.1.) und in Strafhaft (Abschnitt 9,2.) auf sich hat. Der darauf folgende Abschnitt geht auf die Arbeitsbedingungen eun und darauf, wie man auf Pensumshetze un dMssstände am Arbeitsplatz reagieren kann.


9. Arbeit, Geld, Einkauf und Essen

„Arbeit ist Grundlage eines geordneten und wirksamen Straf Vollzugs", so hieß es in Nr. 80 der alten Dienst- und Vollzugsordnung. Damit wird auf den eigentlichen Charakter der Knastarbeit hingewiesen: Sie ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Strafe selbst. Geschichtlich gesehen waren die ersten Knäste eigentlich nur Zwangsarbeitshäuser, die die Funktion hatten, Menschen in brutale, stumpfsinnige und entwürdigende Arbeitsabläufe einzupressen. Arbeitslosigkeit unter den Gefangenen war der Anstalt schon immer ein Gräuel - oft unter dem Deckmäntelchen humanitärer Scheinheiligkeit: „die Armen, noch nicht mal das bisschen Geld ist ihnen vergönnt", so heißt es allenthalben im Chor. Schlaue Kriminologen haben längst erkannt, dass „längere Untätigkeit der Insassen" schnell in „Steigerung der Spannungen und offen ausbrechende Konflikte" umschlägt. Als die wissenschaftlichen Strategen des Strafvollzugs empfehlen sie selbst ökonomisch völlig nutzlose Tätigkeiten, die ihre Bedeutung darin besitzen, dass sie „dem Anstaltsklima nutzen". Diese Empfehlungen besitzen Tradition, wurde doch vor fast zweihundert Jahren eigens zu diesem Zweck in England das Tretrad erfunden. Ein riesiges Rad, in dessen innerer Lauffläche der Gefangene eingesperrt war und es mit der Kraft seiner Füße antreiben musste Dieses Rad hatte keine andere Funktion, als jede Lebensenergie abzuschöpfen. Andern Charakter der Arbeit hat auch das so gefeierte neue Strafvollzugsgesetz nichts geändert. Geändert hat sich lediglich ihre Bezeichnung. Da ist von „arbeitstherapeutischer Beschäftigung" die Rede und von den „Fähigkeiten, Fertigkeiten und Neigungen" des Gefangenen, die berücksichtigt werden sollen. Was die Gefangenen zum Arbeiten bewegt, sind jedoch drei ganz andere Gründe: Es sind die drohenden Disziplinarstrafen, die Einsamkeit und Leere des Knastalltags und schließlich die magere Entlohnung.

Wir wollen in den folgenden Abschnitten zunächst einmal sehen, was es mit der Arbeit in U-Haft {Abschnitt 9.1.) und in Strafhaft (Abschnitt 9,2.) auf sich hat. Der darauf folgende Abschnitt geht auf die Arbeitsbedingungen eun und darauf, wie man auf Pensumshetze un dMssstände am Arbeitsplatz reagieren kann.