"Zwangs- und Sicherheitsmassnahmen"

Aus Gefangenenratgeber

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8.2."Zwangs- und Sicherheitsmaßnahmen"

Neben den "regulären" Bestrafungen gibt es im Knast Bestrafungen, die als "Sicherheitsmaßnahmen" - sogar als Sicherung für dich selbst - und als "Zwangsmittel" bezeichnet werden. Dazu, kommen die vollkommen willkürlichen Übergriffe einzelner Beamter, die immer wieder passieren. Für die Beamten haben diese Art von Bestrafungen den Vorteil, dass sie auf der Stelle vollstreckt werden können und sie sich somit das umständ­liche Hausstrafenverfahren ersparen.

Zellenrazzia

Eine besonders widerliche Form der Bestrafung ist die häufige oder dauernde Kontrolle deiner Zelle, deiner Kleidung und die Untersuchung deines Körpers auf eventuell verborgene Gegenstände. Diese von dir abverlangte Auslieferung deiner persönlichen Sachen, deiner Briefe und Aufzeichnungen und alles dessen, woran du hängst und sogar deines Körpers zur Kontrolle ist eines der brutalsten Missachtungen der Huma­nität und der Menschenrechte. In der Form, wie diese Kontrollen vor sich gehen, machen sie jeden, der sich als Bewacher daran beteiligt, zu einem Perversen mit einer ziemlich eigenartigen Beziehung zu anderen Menschen. Was man tun kann: Immer darauf vorbereitet sein. Ruhig bleiben. Wenn man es mit Grünen zu tun hat, die noch ansprechbar sind ohne dass sie gleich losschlagen, ihnen vielleicht verständlich zu machen versuchen, was für eine perverse Beschäftigung das ist.

Im Bunker (,,Beruhigungszelle")

Der Bunker ist darauf eingerichtet, jeden körperlichen Widerstand zu brechen. Du bist in einer Situation der hoffnungslosen körperlichen Unterlegenheit In einer solchen Situation kann dir nur. helfen, auf einer anderen Ebene Widerstand zu leisten, statt auf der Ebene die sie von dir erwarten. Sie erwarten, dass du um dich schlägst. Meistens wollen sie das auch, weil sie sich dann an dir abreagieren können. Du bist ihre Gelegen­heit, mal wieder ihre ganze aufgestaute Unzufriedenheit und ihre unkla­ren Ängste loszuwerden. So sehr sie das wollen, so sehr musst du dich anders verhalten als sie es wollen: Mach alles was sie von dir verlangen. Wenn es nicht zu vermei­den ist, mit ihnen zu reden, sprich im normalsten, unverfänglichsten Ton mit ihnen. Behandle sie so therapeutisch wie sie es verdienen. Nicht du bist wahnsinnig, sie sind es! Ein verrückteres, unsinnigeres Umgehen mit Menschen, als sie es mit dir praktizieren, ist kaum möglich. Ihr Verhalten i s t krankhaft, weil sie überhaupt nicht durchblicken. Deshalb ist es aber auch gefährlich für dich. Behandle sie vorsichtig. Sie können jederzeit über dich herfallen, wie sie es täglich in allen Gefängnissen tun. Wenn sie weg sind und du allein bist, richte dich da ein, wo sie dich hingebracht haben. Im Bunker erwartet dich entweder ein Betonbett -eines ihrer bizarren sadistischen Erfindungen ■— oder du kannst dich auf eine Matratze am Boden legen. Das ist alles. Sie haben dir alles abge­nommen. Du hast nur noch dich. Du hörst nichts mehr, du siehst nichts, dir ist zu warm oder eiskalt, es gibt zu wenig Luft, oder der Ventilator pumpt in einem qualvollen Wechsel Heißluft und Kaltluft. Erfahrene Bewohner des Bunkers beginnen mit dem Auf- und Abgehen von einer Wand zur andern. Das Auf und Ab, dieser ewige Gang der Gefangenen, ist eine gewisse Entladung deiner Unruhe und Angst. Die körperliche Regelmäßigkeit.wirkt wie ein Pendel, an dessen Gleichtakt man sich beruhigen kann. Es drängt die innere Unruhe nach außen. Man kann natürlich auch zwischendurch gymnastische Übungen machen.auch die im medizinischen Teil beschriebenen Entspannungsübungen ausprobieren. Der Bunker scheint dir dicht wie ein Tresor. Es kommt dir vor, als würdest du keine Luft mehr bekommen. Das kommt von der mit Absicht hochgeschraubten Temperatur. Der Bunker ist jedoch nie so dicht abgeschlossen, dass tatsächlich kein Sauerstoff mehr eindringen kann. Ersticken kannst du nicht. Im Bunker hat man nichts als sich selbst - sich als Körper und als Gedanke, Phantasie. Es ist nichts mehr anderes da, mit dem man etwas anfangen könnte. "Tun" kannst du eigentlich nichts. Was du tun könntest, ist meistens falsch - ein Akt der Verzweiflung, der zur Folge hatte, dass sie dich dann mit Spritzen traktieren oder noch mehr foltern. Du kannst dich nur zurückziehen auf deine Gedanken und deine Phanta­sie, auf dein inneres Leben, das vom Bunker und der darin praktizierten Folter - Spritzen, Prügel, Erhitzung und Auskühlung, Luftentzug, Schlafentzug - nicht gebrochen werden kann. . Der Bunker zieht, wie ein Sumpf, den Körper bei jeder seiner Bewegun­gen mehr in die Tiefe. Jeder Schrei, jede Auflehnung bringt dich mehr in Gefahr. Aber doch ist der Bunker nicht wirksam gegen Logik, Gedan­ken, Phantasie, Erinnerung. Das bedeutet, dass er gegenüber deinem Körper ungeheuer stark ist und er dich erdrücken kann. Gegenüber deinem Geist ist er dagegen schwach, und du kannst damit seine Gewalt auf dich durchbrechen. Die Härte des Bunkers durchbricht die Härte deines Körpers. Aber das Weiche kann das Harte zerbrechen. Sprich in Gedanken mit dir selbst. Erkläre dir wie einem Fremden deine Lage. Betrachte sie wie von oben. Versuche sie zu analysieren. Der innere Monolog kann dich beruhigen und, wenn er deutlich genug ist, dich sogar zu einer heiteren, gelassenen Stimmung bringen. Denn mit dir selbst hast du jemanden, mit dem du reden kannst. Beachte hierzu auch die Ratschläge in Abschnitt 4.2. (Isolation).

Fesselung

Was für das Verhalten im Bunker gilt, nämlich sich so starr wie möglich zu machen, trifft auch auf andere Foltermethoden zu: z.B. die Fesselung. Die neuen Fesseln haben die Eigenschaft, sich bei ruckartigen Bewegun­gen noch enger zusammenzuziehen Je mehr du dich also gegen die Fessel wehrst, desto enger wird sie sich zusammenziehen - bis du es vor Schmerzen nicht mehr aushalten kannst. Nach kurzer Zeit kann durch solche Fesseln die Durchblutung abgedrosselt werden, und die Hände oder Füße werden dann für Tage, Wochen oder für immer empfin­dungslos. Versuche deinen Bewachern, wenn sie überhaupt noch vernünftig ansprechbar sind, klarzumachen, dass die Fesseln zu eng gezogen sind. Sie sind verpflichtet, das dann nachzusehen. Ob sie die Fesseln lockern, hängt allerdings meistens von ihrer Stimmung ab. Als Vorbeugung kannst du, wenn sie dir die Fesseln anlegen, die Hand etwas gespreizt halten und damit versuchen, sie am Knöchel etwas auszudehnen. Die Fessel wird dann auf einen größeren Umfang eingera­stet, als der Knöchel oder die zusammengedrückte Hand tatsächlich haben.

Übergriffe

Die meisten Übergriffe der Grünen passieren auf dem Weg zum Bunker (Beruhigungszelle) oder im Bunker selbst. Du solltest deshalb versuchen zu vermeiden, dass sie sich durch dein Verhalten herausgefordert fühlen können. Widerstand kannst du in einer solchen Situation nur leisten, indem du vermeidest zusammengeschlagen zu werden, Das kannst du nur, indem du ihnen kein Angriffsziel bietest, keinen Vorwand, dich zu schlagen. Was man tun kann, wenn man von den Grünen angegriffen wird, beschreibt ein Gefangener so: Versuche eine Ecke des Raumes, Transportwagens etc. zu erreichen; im Freien gilt das gleiche: ein Hauseingang.eine Mauer, ein Auto. Bist du nämlich von allen Seiten von Bullen umgeben, so können sie auch von allen Seiten auf dich einprügeln. In einer Ecke oder Nische können nur einer oder höchstens zwei gleichzeitig auf dich einschlagen. Mach einen Igel!: schmeiß dich auf den Boden und ziehe die Beine dicht an den Körper; die Arme werden eng angewinkelt an den Leib gezogen: die Hände schützen Teile deines (eingezogenen) Kopfes - hauptsächlich Schläfen und Ohren, während sich dein Gesicht unmittelbar auf deinen Knien befindet - und die angelegten Ellenbogen decken die Nieren, auf die Seite gewälzt kannst du dann mit der unter deinem Körper befindlichen Hand deine Eier bzw. deine Mose schützen. Wenn du schließlich meinst, nichts geht mehr, so spiele toten Mann/tote Frau: selbst der schlimmste Schläger verliert nach einer Weile die Lust am Herumprügeln auf einem/einer Regungslosen. Auf jeden Fall: cool bleiben! Aktiver Wider­stand verschlimmert deine Lage nur noch. Wenn hier gesagt wird, dass du es möglichst vermeiden solltest, dich körperlich zur Wehr zu setzen oder die Grünen anzugreifen, dann ist der Gedanke dabei natürlich, dich nicht in eine hoffnungslose Unterlegen­heit zu bringen. Die Folge eines solchen Angriffs ist immer, dass man von den Grünen furchtbar zugerichtet wird. Sie werden zu dritt, zu viert und Das einzige, was dich dann vielleicht noch retten kann, sind deine Schreie, die deine Mitgefangenen alarmieren. Schrei so laut du kannst und so lange wie es überhaupt geht. Du durchbrichst damit die stillschweigende Konvention des Wegsehens, Nichtbemerkens, die im Knast herrscht. Das einzige, wovor die Grünen wirklich Angst haben, ist, dass diese Konvention einmal nicht mehr gilt -und dass dann, wenn sie einen Gefangenen schlagen, alle übrigen sie angreifen werden. Wer von den Grünen drangsaliert wird, hat ein Recht sich zu wehren -so wie er sich überhaupt wehren kann. Juristen nennen das "Notwehr". Wenn ein Gefangener zurückschlägt, weiß er, was man mit ihm machen wird. Wenn er es trotzdem tut, wird es für ihn Gründe geben, die die Schläge, die ihn erwarten, aufwiegen.

Die "Chemische Keule"

Sie wird zur Zeit in einigen Bundesländern klammheimlich als Waffe gegen "aufsässige" Gefangenen eingeführt und ist in einigen Fällen bereits eingesetzt worden. Die "Chemische Keule" (auch "chemical mace") ist ein mit flüssig gelöstem Tränengas gefülltes Sprühgerät mit einer Reichweite von etwa fünf bis sieben Metern. In geschlossenen Räumen und aus näherer Entfernung kann der Reizstoff - übrigens ein Kampfgas, das auch im Krieg eingesetzt wird - für deine Augen und Atemwege gefährlich werden. Deshalb Mund, Nase und Augen unbedingt schützen, Gesicht schnell abwenden, wenn auf dich gezielt wird. Handtuch oder Taschen­tuch vors Gesicht halten - am besten ist ein vorher mit Zitronensaft getränktes Taschentuch. Bekommst du einen Strahl voll ins Gesicht, dann brennt es fürchterlich. Du kannst nichts mehr sehen, kriegst keine Luft und bist völlig be­nommen. Erste Hilfe: Sofort gründlich mit frischem Wasser abspülen (keine Seife!) und für frische Luft sorgen. Dann: Fenster Öffnen, damit das Gas abziehen kann. Möglichst aus dem verseuchten Raum herausgehen. Alle Kleider, die etwas von der Flüssigkeit abbekommen haben, sofort auszie­hen und aus der Zelle hinaus befördern - notfalls aus dem Fenster. Oder in eine dichte Plastiktüte einpacken, in den Mülleimer stecken, wenn er einen Deckel hat. Achtet darauf, dass kein Mitgefangener nach einem "Schlag" mit der "Chemischen Keule" in einer Beruhigungszelle allein gelassen wird. Gebt keine Ruhe, bis sich ein Arzt um ihn kümmert. Im ungünstigsten Fall besteht nämlich Erstickungsgefahr. Verlange auch sonst ärztliche Behandlung bei starker Reizung der Augen und der Haut. Es können auch noch später Sehstörungen oder Hautentzündungen auftreten. Verlange dann eine augen- bzw. hautärzt­liche Behandlung! Erstatte Strafanzeige wegen Körperverletzung mit genauer Beschrei­bung des Vorfalls und mit Angabe von Zeugen. Meide jeden Tränengaseinsatz nach draußen an Knastgruppen und informiere auch Presse und Rundfunk. Die "Chemische Keule" ist wegen ihrer Gefährlichkeit sehr umstritten. Es ist daher möglich, dass die Presse den Vorfall aufgreift. Vielleicht informiert ihr- sobald ihr erfahren habt, dass die "Chemische Keule" zum Waffenarsenal eines Knastes gehört - auch mal die Vollzugs­beamten über die Gefährlichkeit, von der sie wahrscheinlich gar nichts ahnen. Gefährlich ist das Zeug nämlich auch für die Beamten selbst. In Amerika, wo es schon länger eingesetzt wird, ist beobachtet worden, dass schon allein das Tragen der "Chemischen Keule", in einem Halfter bei einem Gefängniswärter zu allergischen Hautentzündungen führen kann. Ebenfalls in den USA ist eine außergewöhnliche Häufung von Haut­krebserkrankungen bei solchen Polizisten festgestellt worden, die Trä­nengas gegen Demonstranten eingesetzt hatten.


8.2."Zwangs- und Sicherheitsmaßnahmen"

Neben den "regulären" Bestrafungen gibt es im Knast Bestrafungen, die als "Sicherheitsmaßnahmen" - sogar als Sicherung für dich selbst - und als "Zwangsmittel" bezeichnet werden. Dazu, kommen die vollkommen willkürlichen Übergriffe einzelner Beamter, die immer wieder passieren. Für die Beamten haben diese Art von Bestrafungen den Vorteil, dass sie auf der Stelle vollstreckt werden können und sie sich somit das umständ­liche Hausstrafenverfahren ersparen.

Zellenrazzia

Eine besonders widerliche Form der Bestrafung ist die häufige oder dauernde Kontrolle deiner Zelle, deiner Kleidung und die Untersuchung deines Körpers auf eventuell verborgene Gegenstände. Diese von dir abverlangte Auslieferung deiner persönlichen Sachen, deiner Briefe und Aufzeichnungen und alles dessen, woran du hängst und sogar deines Körpers zur Kontrolle ist eines der brutalsten Missachtungen der Huma­nität und der Menschenrechte. In der Form, wie diese Kontrollen vor sich gehen, machen sie jeden, der sich als Bewacher daran beteiligt, zu einem Perversen mit einer ziemlich eigenartigen Beziehung zu anderen Menschen. Was man tun kann: Immer darauf vorbereitet sein. Ruhig bleiben. Wenn man es mit Grünen zu tun hat, die noch ansprechbar sind ohne dass sie gleich losschlagen, ihnen vielleicht verständlich zu machen versuchen, was für eine perverse Beschäftigung das ist.

Im Bunker (,,Beruhigungszelle")

Der Bunker ist darauf eingerichtet, jeden körperlichen Widerstand zu brechen. Du bist in einer Situation der hoffnungslosen körperlichen Unterlegenheit In einer solchen Situation kann dir nur. helfen, auf einer anderen Ebene Widerstand zu leisten, statt auf der Ebene die sie von dir erwarten. Sie erwarten, dass du um dich schlägst. Meistens wollen sie das auch, weil sie sich dann an dir abreagieren können. Du bist ihre Gelegen­heit, mal wieder ihre ganze aufgestaute Unzufriedenheit und ihre unkla­ren Ängste loszuwerden. So sehr sie das wollen, so sehr musst du dich anders verhalten als sie es wollen: Mach alles was sie von dir verlangen. Wenn es nicht zu vermei­den ist, mit ihnen zu reden, sprich im normalsten, unverfänglichsten Ton mit ihnen. Behandle sie so therapeutisch wie sie es verdienen. Nicht du bist wahnsinnig, sie sind es! Ein verrückteres, unsinnigeres Umgehen mit Menschen, als sie es mit dir praktizieren, ist kaum möglich. Ihr Verhalten i s t krankhaft, weil sie überhaupt nicht durchblicken. Deshalb ist es aber auch gefährlich für dich. Behandle sie vorsichtig. Sie können jederzeit über dich herfallen, wie sie es täglich in allen Gefängnissen tun. Wenn sie weg sind und du allein bist, richte dich da ein, wo sie dich hingebracht haben. Im Bunker erwartet dich entweder ein Betonbett -eines ihrer bizarren sadistischen Erfindungen ■— oder du kannst dich auf eine Matratze am Boden legen. Das ist alles. Sie haben dir alles abge­nommen. Du hast nur noch dich. Du hörst nichts mehr, du siehst nichts, dir ist zu warm oder eiskalt, es gibt zu wenig Luft, oder der Ventilator pumpt in einem qualvollen Wechsel Heißluft und Kaltluft. Erfahrene Bewohner des Bunkers beginnen mit dem Auf- und Abgehen von einer Wand zur andern. Das Auf und Ab, dieser ewige Gang der Gefangenen, ist eine gewisse Entladung deiner Unruhe und Angst. Die körperliche Regelmäßigkeit.wirkt wie ein Pendel, an dessen Gleichtakt man sich beruhigen kann. Es drängt die innere Unruhe nach außen. Man kann natürlich auch zwischendurch gymnastische Übungen machen.auch die im medizinischen Teil beschriebenen Entspannungsübungen ausprobieren. Der Bunker scheint dir dicht wie ein Tresor. Es kommt dir vor, als würdest du keine Luft mehr bekommen. Das kommt von der mit Absicht hochgeschraubten Temperatur. Der Bunker ist jedoch nie so dicht abgeschlossen, dass tatsächlich kein Sauerstoff mehr eindringen kann. Ersticken kannst du nicht. Im Bunker hat man nichts als sich selbst - sich als Körper und als Gedanke, Phantasie. Es ist nichts mehr anderes da, mit dem man etwas anfangen könnte. "Tun" kannst du eigentlich nichts. Was du tun könntest, ist meistens falsch - ein Akt der Verzweiflung, der zur Folge hatte, dass sie dich dann mit Spritzen traktieren oder noch mehr foltern. Du kannst dich nur zurückziehen auf deine Gedanken und deine Phanta­sie, auf dein inneres Leben, das vom Bunker und der darin praktizierten Folter - Spritzen, Prügel, Erhitzung und Auskühlung, Luftentzug, Schlafentzug - nicht gebrochen werden kann. . Der Bunker zieht, wie ein Sumpf, den Körper bei jeder seiner Bewegun­gen mehr in die Tiefe. Jeder Schrei, jede Auflehnung bringt dich mehr in Gefahr. Aber doch ist der Bunker nicht wirksam gegen Logik, Gedan­ken, Phantasie, Erinnerung. Das bedeutet, dass er gegenüber deinem Körper ungeheuer stark ist und er dich erdrücken kann. Gegenüber deinem Geist ist er dagegen schwach, und du kannst damit seine Gewalt auf dich durchbrechen. Die Härte des Bunkers durchbricht die Härte deines Körpers. Aber das Weiche kann das Harte zerbrechen. Sprich in Gedanken mit dir selbst. Erkläre dir wie einem Fremden deine Lage. Betrachte sie wie von oben. Versuche sie zu analysieren. Der innere Monolog kann dich beruhigen und, wenn er deutlich genug ist, dich sogar zu einer heiteren, gelassenen Stimmung bringen. Denn mit dir selbst hast du jemanden, mit dem du reden kannst. Beachte hierzu auch die Ratschläge in Abschnitt 4.2. (Isolation).

Fesselung

Was für das Verhalten im Bunker gilt, nämlich sich so starr wie möglich zu machen, trifft auch auf andere Foltermethoden zu: z.B. die Fesselung. Die neuen Fesseln haben die Eigenschaft, sich bei ruckartigen Bewegun­gen noch enger zusammenzuziehen Je mehr du dich also gegen die Fessel wehrst, desto enger wird sie sich zusammenziehen - bis du es vor Schmerzen nicht mehr aushalten kannst. Nach kurzer Zeit kann durch solche Fesseln die Durchblutung abgedrosselt werden, und die Hände oder Füße werden dann für Tage, Wochen oder für immer empfin­dungslos. Versuche deinen Bewachern, wenn sie überhaupt noch vernünftig ansprechbar sind, klarzumachen, dass die Fesseln zu eng gezogen sind. Sie sind verpflichtet, das dann nachzusehen. Ob sie die Fesseln lockern, hängt allerdings meistens von ihrer Stimmung ab. Als Vorbeugung kannst du, wenn sie dir die Fesseln anlegen, die Hand etwas gespreizt halten und damit versuchen, sie am Knöchel etwas auszudehnen. Die Fessel wird dann auf einen größeren Umfang eingera­stet, als der Knöchel oder die zusammengedrückte Hand tatsächlich haben.

Übergriffe

Die meisten Übergriffe der Grünen passieren auf dem Weg zum Bunker (Beruhigungszelle) oder im Bunker selbst. Du solltest deshalb versuchen zu vermeiden, dass sie sich durch dein Verhalten herausgefordert fühlen können. Widerstand kannst du in einer solchen Situation nur leisten, indem du vermeidest zusammengeschlagen zu werden, Das kannst du nur, indem du ihnen kein Angriffsziel bietest, keinen Vorwand, dich zu schlagen. Was man tun kann, wenn man von den Grünen angegriffen wird, beschreibt ein Gefangener so: Versuche eine Ecke des Raumes, Transportwagens etc. zu erreichen; im Freien gilt das gleiche: ein Hauseingang.eine Mauer, ein Auto. Bist du nämlich von allen Seiten von Bullen umgeben, so können sie auch von allen Seiten auf dich einprügeln. In einer Ecke oder Nische können nur einer oder höchstens zwei gleichzeitig auf dich einschlagen. Mach einen Igel!: schmeiß dich auf den Boden und ziehe die Beine dicht an den Körper; die Arme werden eng angewinkelt an den Leib gezogen: die Hände schützen Teile deines (eingezogenen) Kopfes - hauptsächlich Schläfen und Ohren, während sich dein Gesicht unmittelbar auf deinen Knien befindet - und die angelegten Ellenbogen decken die Nieren, auf die Seite gewälzt kannst du dann mit der unter deinem Körper befindlichen Hand deine Eier bzw. deine Mose schützen. Wenn du schließlich meinst, nichts geht mehr, so spiele toten Mann/tote Frau: selbst der schlimmste Schläger verliert nach einer Weile die Lust am Herumprügeln auf einem/einer Regungslosen. Auf jeden Fall: cool bleiben! Aktiver Wider­stand verschlimmert deine Lage nur noch. Wenn hier gesagt wird, dass du es möglichst vermeiden solltest, dich körperlich zur Wehr zu setzen oder die Grünen anzugreifen, dann ist der Gedanke dabei natürlich, dich nicht in eine hoffnungslose Unterlegen­heit zu bringen. Die Folge eines solchen Angriffs ist immer, dass man von den Grünen furchtbar zugerichtet wird. Sie werden zu dritt, zu viert und Das einzige, was dich dann vielleicht noch retten kann, sind deine Schreie, die deine Mitgefangenen alarmieren. Schrei so laut du kannst und so lange wie es überhaupt geht. Du durchbrichst damit die stillschweigende Konvention des Wegsehens, Nichtbemerkens, die im Knast herrscht. Das einzige, wovor die Grünen wirklich Angst haben, ist, dass diese Konvention einmal nicht mehr gilt -und dass dann, wenn sie einen Gefangenen schlagen, alle übrigen sie angreifen werden. Wer von den Grünen drangsaliert wird, hat ein Recht sich zu wehren -so wie er sich überhaupt wehren kann. Juristen nennen das "Notwehr". Wenn ein Gefangener zurückschlägt, weiß er, was man mit ihm machen wird. Wenn er es trotzdem tut, wird es für ihn Gründe geben, die die Schläge, die ihn erwarten, aufwiegen.

Die "Chemische Keule"

Sie wird zur Zeit in einigen Bundesländern klammheimlich als Waffe gegen "aufsässige" Gefangenen eingeführt und ist in einigen Fällen bereits eingesetzt worden. Die "Chemische Keule" (auch "chemical mace") ist ein mit flüssig gelöstem Tränengas gefülltes Sprühgerät mit einer Reichweite von etwa fünf bis sieben Metern. In geschlossenen Räumen und aus näherer Entfernung kann der Reizstoff - übrigens ein Kampfgas, das auch im Krieg eingesetzt wird - für deine Augen und Atemwege gefährlich werden. Deshalb Mund, Nase und Augen unbedingt schützen, Gesicht schnell abwenden, wenn auf dich gezielt wird. Handtuch oder Taschen­tuch vors Gesicht halten - am besten ist ein vorher mit Zitronensaft getränktes Taschentuch. Bekommst du einen Strahl voll ins Gesicht, dann brennt es fürchterlich. Du kannst nichts mehr sehen, kriegst keine Luft und bist völlig be­nommen. Erste Hilfe: Sofort gründlich mit frischem Wasser abspülen (keine Seife!) und für frische Luft sorgen. Dann: Fenster Öffnen, damit das Gas abziehen kann. Möglichst aus dem verseuchten Raum herausgehen. Alle Kleider, die etwas von der Flüssigkeit abbekommen haben, sofort auszie­hen und aus der Zelle hinaus befördern - notfalls aus dem Fenster. Oder in eine dichte Plastiktüte einpacken, in den Mülleimer stecken, wenn er einen Deckel hat. Achtet darauf, dass kein Mitgefangener nach einem "Schlag" mit der "Chemischen Keule" in einer Beruhigungszelle allein gelassen wird. Gebt keine Ruhe, bis sich ein Arzt um ihn kümmert. Im ungünstigsten Fall besteht nämlich Erstickungsgefahr. Verlange auch sonst ärztliche Behandlung bei starker Reizung der Augen und der Haut. Es können auch noch später Sehstörungen oder Hautentzündungen auftreten. Verlange dann eine augen- bzw. hautärzt­liche Behandlung! Erstatte Strafanzeige wegen Körperverletzung mit genauer Beschrei­bung des Vorfalls und mit Angabe von Zeugen. Meide jeden Tränengaseinsatz nach draußen an Knastgruppen und informiere auch Presse und Rundfunk. Die "Chemische Keule" ist wegen ihrer Gefährlichkeit sehr umstritten. Es ist daher möglich, dass die Presse den Vorfall aufgreift. Vielleicht informiert ihr- sobald ihr erfahren habt, dass die "Chemische Keule" zum Waffenarsenal eines Knastes gehört - auch mal die Vollzugs­beamten über die Gefährlichkeit, von der sie wahrscheinlich gar nichts ahnen. Gefährlich ist das Zeug nämlich auch für die Beamten selbst. In Amerika, wo es schon länger eingesetzt wird, ist beobachtet worden, dass schon allein das Tragen der "Chemischen Keule", in einem Halfter bei einem Gefängniswärter zu allergischen Hautentzündungen führen kann. Ebenfalls in den USA ist eine außergewöhnliche Häufung von Haut­krebserkrankungen bei solchen Polizisten festgestellt worden, die Trä­nengas gegen Demonstranten eingesetzt hatten.

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